Tuina – Die heilende Wirkung von Massage

Tuina und Schröpfen - Zwei klassische Therapien der TCM
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Wir haben hier auf unserem Blog bereits über Meridiane und Akupunktur gesprochen. Heute soll es um Tuina, die klassische Form der Heilung mithilfe von Massage gehen. Wir klären euch über den Ablauf einer solchen Behandlung sowie deren Zielsetzung auf. Unser Ziel ist es, euch dadurch Schritt für Schritt einen Überblick über die Traditionelle Chinesische Medizin zu geben.

Was ist Tuina?

Tuina ist eine klassische Massagetechnik aus China. Tui bedeutet so viel wie schieben oder drücken und na heißt greifen oder auch ziehen. Das Grundprinzip steckt also schon im Namen. Man kann bei Tuina grob zwischen vier charakteristischen Methoden unterschieden:

Die vier Methoden der Tuina-Massage
  1. Streichen entlang der Meridiane und Muskeln
  2. Drücken von bestimmten Akupunktur-Punkten
  3. Rhythmisches Klopfen mit der Handkante
  4. Schieben, Rollen und Reiben über verschiedene Regionen

Die Tuina-Massage selbst enthält viele Abläufe, die vermehrt auch in der Chiropraktik zum Einsatz kommen. Dazu im Folgenden gleich mehr.

Wie wirkt Tuina?

Anders als bei der Akupunktur, die rein auf minimale Stimulation der Meridianpunkte setzt, folgt Tuina vielmehr einem ganzheitlichen Prinzip. Beispielsweise wird durch Massage des Gewebes entlang der Meridiane die Funktion einzelner Organe angeregt. Funktionsstörungen des Bewegungsapparates und damit verbundene Schmerzen dagegen werden durch Manipulation und Mobilisation der einzelnen Areale behoben. Diese Methode kommt wie oben angesprochen ebenfalls häufig bei chiroptaktischen Behandlungen zum Tragen.

Tuina wirkt demnach gleichermaßen auf den Strom der Lebensenergie Qi wie auch auf die restliche Anatomie des Körpers mit all seinen Muskeln, Bändern, Sehnen, Nerven, Knorpeln und Knochen.

Die Anwendung dieser Therapie ist nicht nur auf Erwachsene beschränkt, auch wenn diese den Löwenanteil der Klientel der Heilpraktiker ausmachen. Ein gut ausgebildeter Anwender beherrscht auch spezielle Techniken und Abwandlungen, die auch für Kinder gut geeignet sind.

Unabhängig von bestehenden Grunderkrankungen regt eine Tuina-Massage nachweislich die Durchblutung der behandelten Körperteile an. Gleichzeitig stimuliert sie positiv den Stoffwechsel und fördert darüber hinaus die Wundheilung.

Zu unterscheiden ist hauptsächlich zwischen sogenannten ableitenden und stärkenden Techniken. Erstere wirkt entspannend und beruhigend und regt über den Stoffwechsel den Abtransport von Abfallprodukten an. Dagegen wirken stärkende Techniken anregend auf den Organismus und verbessern den Qi-Fluss im Körper.

Die 8 Behandlungsprinzipien der Tuina-Therapie

Sämtliche Bewegungsabläufe bei der Tuina-Massage folgen 8 großen Leitprinzipien. Diese wollen wir im Folgenden kurz erläutern.

Unter Tonisieren versteht man den Vorgang, mit dem Organe im Körper wieder angeregt und gestärkt werden. Hierbei kommen hauptsächlich sanfte, weiche und langsame Bewegungen zum Einsatz. Diese richten sich stets zur Körpermitte hin und folgen anschließend dem natürlichen Qi-Strom des Körpers. So soll die Balance von Yin und Yang wiederhergestellt werden.

Sedieren (Xie Fa)

Beim Sedieren werden überbeanspruchte und sehr aktive Organe gedämpft. Der Fülle-Zustand wird durch ableitende Mechanismen behoben und Krankheitserreger sowie Abfallstoffe abtransportiert. Dominierend sind hierbei kräftige und schnelle Bewegungen mit hoher Frequenz.

Harmonisieren (He Fa)

Beim Harmonisieren wird der Energiefluss im Körper sowie die Funktion der Organe reguliert und besänftigt. Hierdurch erreicht der Behandelnde eine positive Verbesserung des Gesamtzustand des Patienten.

Wärmen (Wen Fa)

Durch zügige, kräftige und vor allem anhaltende Bewegungen sollen beim Wärmen negative Auswirkungen aufgrund von Kälteeinfluss, Nackenstarre oder Schmerzen entlang der Lendenwirbelsäule behoben werden.

Kühlen und Klären (Qing Fa)

Kraftvolle, schnelle und vor allem kurze Techniken zeichnen das Prinzip des Kühlens und des Klärens aus. Speziell bei Fieberschüben oder bei Hitzewallungen etwa während der Menopause wird dieses Prinzip angewandt.

Flüssigkeiten in Fluss bringen (Tong Fa)

Muskelverkrampfungen, Gelenkblockaden, Stauungen in den Leitbahnen des Körpers oder Beschwerden im Zuge des prämenstruellen Syndroms sollen durch dieses Prinzip gemildert werden. Dynamische, kräftige und bewegende Grifftechniken sollen in tiefen Regionen liegende Flüssigkeiten in Fluss bringen und so positiv auf den Organismus einwirken.

Auflösen und Zerstreuen (San Fa)

Leichte, schnelle und hochfrequente Griffe führen beim Auflösen und Zerstreuen zu einer Reaktivierung blockierter Leitbahnen. Verhärtungen, Schwellungen, Verkalkungen und Ödeme sollen auf die Weise auflösen.

Anregung zum Schwitzen (Han Fa)

Durch die Anregung zum Schwitzen werden hauptsächlich Gifte und Krankheitserreger aus dem Organismus geschwemmt. Erreichen lässt sich dies durch kräftige, tiefe Griffe, die oberflächlich beginnen und dann in immer tieferliegende Regionen ausstrahlen.

Indikationen und Kontraindikationen

Laut TCM sind die Hauptindikationen für eine Tuina-Behandlung folgende:

Erkrankungen des BewegungsapparatesArterielle HypertonieAsthmaGastritis
VerstopfungGynäkologische ErkrankungenSchlafstörungenMigräne
HyperaktivitätAugenerkrankungenHNO-ErkrankungenRheuma und Arthrose

Unter folgenden Umständen ist dagegen von einer Behandlung abzusehen:

Akute InfektionenAkute VerletzungenTumorerkrankungenSepsis
LymphangitisSchwangerschaftBlutungsneigungHautkrankheiten

Bedingungen und Kosten

Bedingungen und Kosten einer Tuina-Behandlung

Zur professionellen Durchführung einer Tuina-Massage bedarf es 300 Unterrichtsstunden, in denen Theorie, Praxis und Diagnostik gelehrt wird. Erst nach erfolgreichem Absolvieren von 350 Lehrstunden kann der Therapeut ein Diplom erlangen. Und selbst dann sind ausschließlich Ärzte und zugelassene Heilpraktiker berechtigt, eine solche Therapie durchzuführen. Eine Sitzung dauert in der Norm 20-40 Minuten und schlägt mitunter mit 30-50€ zu Buche.

Mitarbeiter in Massagesalons oder andere körpernahe Dienstleister dürfen in den seltensten Fällen Tuina als vollwertige Therapie anbieten. Wenn ihr also Zweifel habt, lasst euch im Vorfeld bestätigen, dass derjenige ein zugelassener Heilpraktiker ist und die entsprechende Qualifikation durchlaufen hat. Ansonsten kann es leicht passieren, dass der erhoffte Effekt der Massage ausbleibt.

Auch solltet ihr hellhörig werden, wenn jemand nur kurz eure Symptome abfragt und anschließend direkt loslegen möchte. Tuina ist eine ganzheitliche Heilmethode und als solcher Bedarf es vor einer Behandlung eines ausführlichen Vorgesprächs. Im Zuge dessen wird euer Gegenüber Fragen zu eurem allgemeinen Gesundheitszustand, aber auch zu täglichen Gewohnheiten stellen. Auch das persönliche Empfinden bei Druck oder Temperatur kann von Belang sein.

Hinweis aus wissenschaftlicher Sicht

Uns als unabhängiger Patientenblog ist es wichtig, euch unvoreingenommen und objektiv zu informieren. Daher fühlen wir uns verpflichtet, an dieser Stelle auf den Standpunkt der Wissenschaft und der Schulmedizin hinzuweisen. Die Tuina-Massage basiert auf den Grundlagen der Traditionellen Chinesischen Medizin, darunter auch die Lehre vom Meridiansystem. Dessen Existenz konnte bis heute nicht wissenschaftlich bewiesen werden.

Dennoch gibt es vieles im Zusammenhang mit dem menschlichen Körper, das wir (noch) nicht rational erklären oder mit technischen Geräten messen können. Es rät sich deshalb, aufgeschlossen zu bleiben und alternativen Heilmethoden eine Chance zu geben.

Wenn euch das Thema Traditionelle Chinesische Medizin allgemein interessiert, dann schaut doch einfach mal auf der Homepage des Fachverbands für Chinesische Medizin vorbei: https://www.agtcm.de/index.htm

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