Meridiane – Die Energieleitbahnen aus der Chinesischen Medizin

Meridiane - Die Energieleitbahnen aus der Chinesischen Medizin
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In der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM, sind die Meridiane und ihre Wirksamkeit bereits seit rund 2.000 Jahren bekannt. Einige Behandlungsmethoden bauen auf ihnen auf. Auch bei uns in Deutschland werden diese klassischen medizinischen Verfahren immer öfter eingesetzt und mittlerweile sogar von einigen Krankenkassen bezuschusst. Wir erklären euch im folgenden Artikel, was Meridiane genau sind und welche Rolle diese Energieleitbahnen in der TCM spielen.

Was genau sind Meridiane?

Zunächst einmal ist der in Europa gebräuchliche Begriff der Meridiane nicht ganz richtig und damit leicht missverständlich. Das chinesische Wort jīngmài oder jīngluò bezeichnet genau genommen ein netzförmiges Gebilde von Leitbahnen. In diesen fließt die menschliche Lebenskraft, das sogenannte Qi.

Die Bezeichnung als Meridiane geht auf europäische Asien-Reisende des 17. Jahrhunderts zurück. Diese fühlten sich bei der Beschreibung der Energieleitbahnen an die Gitterstruktur der ihnen bekannten Landkarten erinnert und verwendeten daher fortan den Begriff der Meridiane. Wir werden im Folgenden auch diesen mittlerweile gebräuchlichen Begriff verwenden, um mögliche Unstimmigkeiten zu vermeiden.

Der Aufbau des Meridiannetzes

Im Grunde könnt ihr euch diese Energieleitbahnen als verzweigte Kanäle zwischen den einzelnen Organen unseres Körpers vorstellen. Dabei bezeichnet die TCM zwölf Hauptmeridiane, die jeweils den Funktionskreis eines spezifischen Organs bilden. Die einzelnen Systeme werden dabei mit den chinesischen Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser assoziiert und reagieren auch auf sie. 

Die 12 Hauptmeridiane gehören zu folgenden Organsystemen:
Lunge und Dickdarm (Metall), Magen und Milz (Erde), Blase und Nieren (Wasser),
Gallenblase und Leber (Holz), Dünndarm, Herz, Perikard und Dreifacher Erwärmer (Feuer).

Sie verlaufen knapp unter der Haut, was es einfach macht, sie von außen zu beeinflussen. Dabei führt ihr Weg stets an der Körperachse entlang und überquert niemals die sogenannte Meridianebene. Diese könnt ihr euch als Mittellinie des Körpers als Verlängerung der Wirbelsäule vorstellen.

Jeder der 12 Hauptmeridiane weist für genau zwei Stunden am Tag sein maximales Energieniveau auf und beeinflusst so die Funktionsweise des Körpers. Dieses Phänomen wird auch als Organuhr bezeichnet. Wann welcher Meridian seine Höchstform erreicht und wie man sich nach der Organuhr richten kann, könnt ihr hier nachlesen.

Neben den 12 Hauptmeridianen gibt es noch 8 Außerordentliche Gefäße, 12 Leitbahnsehnen, 15 Verbindungskanäle, 12 Sondermeridiane und die sogenannten Wasserbahnen. Wie diese einzelnen Energieleitbahnen heißen, wo sie genau verlaufen und welche Funktion sie haben, sparen wir an dieser Stelle lieber aus. Dafür muss man viel tiefer in die Materie einsteigen als man es als Laie sollte. Wichtig ist allerdings, dass sich diese ganzen Kanäle immer wieder kreuzen. Diese Punkte nennt man auch Meridianpunkte. Bei uns werden sie oft gemeinhin als Akupunkturpunkte bezeichnet, sie sind jedoch auch abseits dieser Therapie von großer Bedeutung.

Insgesamt weist unser Körper 317 Meridianpunkte auf. Ihr merkt also schon, wie komplex und tiefgehend dieses Thema ist. Nicht umsonst nimmt die Ausbildung auf diesem Gebiet viel Zeit und Mühe in Anspruch.

Wie beeinflussen die Meridiane unsere Gesundheit?

Das System der Meridiane

Sind die natürlichen Energieströme in unserem Körper frei, dann kann das Qi ungehemmt fließen und der Organismus ist gesund. Kommt es nun allerdings zu Stauungen oder gar Blockaden, entwickeln sich zunächst Funktionsstörungen. Werden diese nicht zeitnah behoben, können sie sich zu schwerwiegenden Beschwerden und sogar Krankheiten auswachsen. In vielen Fällen kommt der Qi-Fluss nach kurzer Zeit wieder allein ins Lot und der Körper kann sich selbst heilen. Halten sich Blockaden aber über längeren Zeitraum, so kann es notwendig werden, sie von außen zu beheben.

Jeder der 317 Meridianpunkte steht individuell für ein Organ oder ein spezifisches Problem. Diese Punkte genau zu lokalisieren und zu stimulieren ist die Grundlage einiger klassischer Behandlungsmethoden der TCM. Dabei zeigt unser Körper oftmals nicht nur physische, sondern auch mentale Auswirkungen einer solchen Störung des Energieflusses.

Eine Blockade im Nierenmeridian kann beispielsweise zu Lustlosigkeit, geringem Selbstbewusstsein und Ängstlichkeit führen, aber auch Hormonstörungen und Durchfall zur Folge haben.

Unterbrechungen im Fluss des Herz-Meridians dagegen bedingen oft Herzprobleme und Schwindel, sind aber auch für Nervosität und Unruhe verantwortlich.

Welche Therapien kennt die Traditionelle Chinesische Medizin?

Was also ist zu tun, wenn die Meridiane, beziehungsweise die Energieleitbahnen des Körpers nicht mehr richtig funktionieren oder blockiert sind?

Um das Qi wieder frei fließen zu lassen, hat die TCM mehrere auch in Deutschland bekannte Therapieformen entwickelt. Die wichtigsten davon sind:

  • Akupunktur: Hierbei werden feine Nadeln durch die Haut gestochen, um die einzelnen Meridianpunkte zielgenau zu stimulieren.
  • Akupressur: Im Gegensatz zur Akupunktur, setzt die Akupressur auf gezielten stumpfen Druck auf einzelne Areale. Je nachdem ob der Daumen, Ellenbogen, Knie oder ein spezielles Hilfsmittel verwendet wird, können auch mehre Medianpunkte gleichzeitig stimuliert werden.
  • Tuina: Diese chinesische Massageform besteht im Wesentlichen aus Schieben, Reiben und Ziehen. Durch dieses Einwirken auf die Haut und das darunterliegende Gewebe sollen nicht nur Stauungen und Blockaden gelöst, sondern auch einzelne Organe gezielt angeregt werden. Je nach verwendeter Technik und aufgewendeter Kraft kann diese Therapie durchaus schmerzhaft sein. Aus dieser Massageform entwickelte sich das bei uns oftmals bekanntere japanische Shiatsu.
  • Schröpfen: Bei dieser Therapieform wird über einen aufgesetzten Glaskörper Unterdruck erzeugt und so das darunterliegende Gewebe stimuliert. Dabei erfolgt die Behandlung keineswegs immer nur statisch. Durch Verschieben des Glases auf der eingeölten Haut können verspannte Muskeln gelockert und auch der Qi-Fluss reaktiviert werden.
  • Yin Yoga: Dieser spezielle Yoga-Stil zielt darauf ab, die Beweglichkeit der einzelnen Körperteile zueinander zu stärken. Aufgrund der fast ausschließlich im Sitzen oder Liegen ausgeführten Positionen (Asanas) gilt dieser Stil als besonders ruhig und passiv.

Das System der Meridiane aus wissenschaftlicher Sicht

Auch wenn Behandlungsformen wie die Akupunktur in Deutschland mittlerweile Fuß gefasst haben und sogar von einigen Krankenkassen bei bestimmten Indikationen bezuschusst werden, gibt es von wissenschaftlicher Seite keinen Beweis für subdermale Energieleitbahnen oder Meridiane.

Meridiane in der Wissenschaft

Ein bekanntes Experiment, das die Existenz dieser Qi-Kanäle nachweisen sollte, brachte nicht die erhofften Ergebnisse. Dabei wurden leicht radioaktive Substanzen unter die Haut gespritzt, um ihre Bewegung im Körper nachzuvollziehen. Anstatt den traditionell angenommenen Meridianen zu folgen, wurden die einzelnen Substanzen über Venen und Lymphgefäße abtransportiert. Auch der Versuch, Meridiane über die elektrische Leitfähigkeit des Körpergewebes kenntlich zu machen, ist bisher misslungen.

Natürlich ist das kein Grund, sich den Therapiemöglichkeiten der TCM zu verschließen. Allerdings sollte man sie mehr als Ergänzung zur klassischen Schulmedizin sehen und nicht als Ersatz.

Die TCM ist ein zentraler Bestandteil der Weltmedizin und wird in der Extended Medicine auch entsprechend beschrieben und betrieben. Die Energien und Energieflüsse unseres Körpers zu erforschen, ist eine der großen medizinischen Herausforderung der nächsten Jahrzehnte. Leider hängt diese Art der Entwicklung allzu oft von den Interessen externer Geldgeber ab und die Erforschung dieser fernöstlichen Heilungsmethoden stellt nun einmal keine lukrative Einnahmequelle dar.

Von zentraler Bedeutung wird die Frage sein, welchen Einfluss kleinste subatomare Teilchen auf große Systeme wie beispielsweise die menschliche Zelle nehmen können. Diese Frage formulierte übrigens erstmals der Begründer der Quantenphysik, Erwin Schrödinger, im Jahre 1944 während einer revolutionären Vorlesung in Irland. Auf eine zufriedenstellende und vollständige Antwort wartet die Fachwelt bis heute.

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