Alle reden von Vitamin D – Wir liefern Fakten (1)

Vitamin D
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In dem amerikanischen Medizinportal Medscape für Ärzte wurde kürzlich eine Zusammenfassung zu Vitamin D Mangel veröffentlicht. Wir würden hier ganz gern die Informationen herausfiltern, die nicht für Ärzte, sondern für Patienten wichtig sind.

Bevor wir diese Infos vermitteln hier zunächst die Frage, wie groß das Problem eigentlich ist? Wie viele Menschen leiden unter einem Vitamin D Mangel in Deutschland? Die Antworten darauf sind so vielfältig wie die Meinungen zur Bedeutung dieses ganz speziellen Vitamins. Wir wollen das Problem hier weder über- noch unterbewerten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) – vielen noch aus Zeiten der Pandemie bestens bekannt – hat sich auch mit dieser Frage beschäftigt und Zahlen für Deutschland veröffentlicht, die sich auf Vorgaben aus den USA beziehen.
Ihr solltet dazu wissen, dass der Anteil an Menschen, die unter einem Mangel leiden, im Winter höher ist als im Sommer. Das liegt daran, dass wir Vitamin D vor allem durch Sonnenlicht (UV-B) produzieren, nicht so sehr über Nahrung aufnehmen. Unser Status unterliegt deshalb saisonalen Schwankungen.

Was ist Vitamin D und wie wird es produziert?

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das im Körper wie ein Hormon wirkt. Gemessen wird der Vitamin D Status in 25 (OH)D-Serumwerten. Der Körper kann Vitamin D auch selbst aus Cholesterin herstellen, sofern die Haut einer genügenden UV-Strahlung (Sonnenlicht) ausgesetzt ist (durch das UV-Licht bildet sich in der Haut aus 7-Dehydrocholesterol sogenanntes Vitamin D3 – auch „Cholecalciferol“ genannt).´

Cholecalciferol kann also im Körper selbst hergestellt werden oder es muss über die Nahrung zugeführt werden. In weiterer Folge muss im Körper schließlich biologisch aktives Vitamin D3 hergestellt werden. Dazu wird:

  • in der Leber aus Cholecalciferol 25-Hydroxycholecalciferol (dieser Stoff wird als „Vitamin D“ bezeichnet) gebildet, und aus diesem wird schließlich
  • in den Nieren 1,25-Dihydroxycholecalciferol (dieser Stoff wird auch als „Calcitriol“ bezeichnet und stellt die biologisch aktive Form von Vitamin D dar) hergestellt.

Weil alle diese Herstellungsschritte im Körper selbst ablaufen (Voraussetzung ist allerdings eine ausreichende UV-Strahlung), gilt biologisch aktives „Vitamin D“ heute eher als Hormon und nicht als Vitamin.

Welche Werte müssen bei Vitamin D Unterversorgung gemessen werden?

Die Serumwerte werden angegeben in Nanomol pro Liter, abgekürzt nmol/L. Bei Serumkonzentrationen von mehr als 50 nml/L wird von einer ausreichenden Versorgung ausgegangen (Institute of Medicine, USA). Diese Werte wurden in der Zusammenfassung von Medscape verändert, wir kommen unten darauf zurück. Serumkonzentrationen zwischen 30 und 50 nmol/L geben Hinweise auf eine suboptimale Versorgung mit möglichen Folgen für die Knochengesundheit. 25(OH)D-Serumwerte weniger als 30 nmol/L weisen auf eine mangelhafte Vitamin-D-Versorgung mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Osteomalazie und Osteoporose hin. Denn, das hat die Wissenschaft unisono festgestellt: Vitamin D wirkt sich auf das Knochenwachstum aus. Alle anderen mit Vitamin D zusammenhängenden gesundheitlichen Fragen wie Diabetes Mellitus, Schutz vor Sars-Cov 2 Infektionen etc. werden kontrovers diskutiert.

Wie hoch ist die Unterversorgung von Vitamin D in Deutschland?

Lassen wir zunächst das RKI zu Wort kommen: „Gemessen an ihren Serumblutwerten sind 30,2 % der Erwachsenen (29,7 % der Frauen, 30,8 % der Männer) mangelhaft mit Vitamin D versorgt. Eine ausreichende Versorgung erreichen 38,4 % der Erwachsenen (38,6 % der Frauen, 38,3 % der Männer). Während sich bei Männern kaum Unterschiede im Altersgang zeigen, nimmt der Anteil der mangelhaft versorgten Frauen mit steigendem Alter zu, der Anteil der ausreichend versorgten Frauen ab. Erwachsene mit niedrigem sozioökonomischen Status haben signifikant häufiger eine mangelhafte Vitamin-D-Versorgung als Erwachsene der hohen Statusgruppe.“ (Fact Sheet Vitamin-D Status in Deutschland). Rechnen wir die unterversorgten und die stark unterversorgten zusammen ergeben sich schon sehr hohe Werte, nämlich 61,5 % der Bevölkerung. Die Ärztezeitung zitiert aus einer Studie des Max-Rubner-Institutes, die sogar von 90% Unterversorgung ausgeht.

Was können wir also tun, um unseren Vitamin D Spiegel anzuheben?

Über die normale Ernährung lässt sich dies kaum bewerkstelligen. Im Winter ist es in unseren Breitengraden nachgerade unmöglich, die notwendige Dosis über die Sonne aufzunehmen, die Sonnenbank ist aus anderen Gründen nicht gerade die beste Option. Bleibt also nur die Ergänzung durch extra zugeführtes Vitamin D.

Vielleicht noch einige Hinweise zum Aufenthalt in der Sonne: Hier gibt es widersprüchliche Empfehlungen von verschiedenen Fachgruppen: Die Dermatologen empfehlen fast immer den Einsatz von Sonnenschutz, je höher desto besser wegen des Hautkrebsrisikos, während die Endokrinologen empfehlen, möglichst auf den Sonnenschutz zu verzichten, denn nur dann wird genügend Vitamin D aufgenommen. Die Auseinandersetzung entsteht durch unsere Lebensgewohnheiten. Wenn wir uns tagelang am Strand im Urlaub an die Sonne legen, müssen wir zwangsläufig Sonnenschutzmittel einsetzen, denn sonst ist die Gefahr für Hautkrebs wirklich sehr hoch. Allerdings gibt es auch immer mehr Studien, die aufzeigen, dass auch die Melange aus Chemie des Sonnenschutzmittels und Hitze auf unserer Haut alles andere als gesund ist.

Wie gehen wir selbst damit um? Wir gehen nur kurz in die direkte Sonne, zu Beginn des Sommers nur 15-30 Minuten, später, wenn die Haut bereits gebräunt ist, kann die Aufenthaltsdauer auf 1 Stunde ausgedehnt werden. Aber den ganzen Tag am Strand in der Sonne liegen? Das ist in jedem Fall ohne Sonnenschutz ein No-Go.

Und noch etwas: Je mehr Haut wir der Sonne aussetzen, umso mehr Vitamin D kann dann produziert werden. Die Oberarme allein reichen nicht aus.

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