Die Datenlage ist nach wie vor unübersichtlich. Was denken die Mediziner?
Studien zur Impfung
Ganz allgemein begrüßt die Medizin die neuen Vakzine (Impfstoffe). Insbesondere wird die Kürze der Zeit bis zur Zulassung und die extrem gute Wirksamkeit der beiden bereits in der EU zugelassenen Impfstoffe hier gelobt. Sowohl beim BionTech/Pfizer Impfstoff als auch bei dem Moderna Impfstoff wird eine Erfolgsaussicht von weit über 90% in den Studien nachgewiesen. Beide Impfstoffe sind sogenannte mRNA Impfstoffe. Wie diese funktionieren, haben wir bereits in unserem Artikel zu den Impfstoffen beschrieben.
Zu langfristigen Nebenwirkungen oder Komplikationen kann man natürlich noch nichts sagen. Deshalb gibt es von einigen im Gesundheitssystem Arbeitenden auch die Position, mit der eigenen Impfung so lange zu warten, bis erste Langfristergebnisse vorliegen.
Die akuten Nebenwirkungen werden mit Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Gliederschmerzen bis zu einer Woche, Fieber sowie Erkältungssymptomen beschrieben.
Beunruhigt haben einige Todesfälle von sehr alten Patienten in Norwegen nach dem Empfang der Impfung, Berichte über allergische Schocks und hohes Fieber über 41 Grad.
Dies sind jedoch keine wirklich werthaltigen Informationen, weil es sich um Einzelfälle handelt, die natürlich weiter untersucht werden müssen. Allergiker, die auf die enthaltenen Lipide allergisch reagieren, dürfen nicht geimpft werden. Die EMA (Europäische Arzneimittel Behörde) wird ab sofort ein Monitoring zu allen gemeldeten Problemen durchführen, d.h. alle Nebenwirkungen und Komplikationen müssen an die EMA gemeldet werden und diese werden fortlaufend untersucht.
Dann hat es einen Hacker Angriff auf die bei der EMA gesammelten Zulassungsdaten insbesondere von BionTech gegeben. Es wird auch vermutet, dass einige Daten von den Hackern manipuliert worden sein könnten. Alles ist ziemlich ungenau und man bekommt dazu nicht viele Informationen. Lediglich die französische Tageszeitung Le Monde hat sich des Themas angenommen. Was dort herauskam war, dass die EMA einem ziemlichen Druck von allen Seiten ausgesetzt war, die Impfstoffe möglichst schnell zuzulassen. Was nicht gut ist. Die von BionTech berichteten Verzögerungen der Auslieferung könnten auch darauf zurückzuführen sein, dass die Qualität der mRNA Konzentration nicht durchgängig gehalten werden konnte. Hier der Link zum Artikel vom 16. Januar:
Die Mutationen/Varianten des Virus
Es gibt mittlerweile mehrere Varianten mit jeweils mehr als einer Mutation. Eine Mutation ist eine Veränderung des Erbguts des Virus. Als gefährlich werden die beiden Varianten aus Großbritannien und Südafrika eingeschätzt. Die Gefahr scheint darin zu bestehen, dass sich das Virus leichter ausbreiten kann. Es gibt dazu ganz unterschiedliche Einschätzungen, wie diese Varianten entstanden sind. Der bekannte Virologe Christian Drosten geht in seinem Podcast davon aus, dass die britische Variante bereits seit längerer Zeit mutiert sein muss, weil es mehr als 20 Veränderungen am Genom des Virus gibt. Das passiert nicht in einem Schritt. Deshalb wird untersucht, wo sich diese Variante so lange unentdeckt entwickeln konnte. Eine zweite Theorie ist, dass die Varianten sich innerhalb eines einzelnen Menschen entwickelt haben könnten, weil das Immunsystem das Virus nicht vollständig bekämpfen konnte. Das Virus sei deshalb gezwungen gewesen, sich schnell weiterzuentwickeln um zu überleben. Ob das eine oder andere oder beides stimmt, wird sich erst durch weitere Untersuchungen herausstellen.
Einig sind sich die Virologen, dass alle bisherigen Mutationen durch die Impfstoffe abgedeckt sind, dass sich das Virus nur besser und damit schneller verbreiten kann.
Wir sollten uns hier nicht von den täglichen Horrormeldungen in den Zeitungen verrückt machen lassen, die jeden Tag gerade neue Mutationen entdecken (Brasilien, Garmisch-Partenkirchen). Einfach dabei bedenken, dass die Medien sich möglichst gut verkaufen wollen, und Horror verkauft sich eben gut.
Gleichzeitig möchten wir davor warnen, sich allzu sehr auf die Wirkung der Impfstoffe zu verlassen. Und zwar wegen eines Interviews, dass einer der bekanntesten medizinischen Publizisten, Prof. Dr. Eric J. Topol (Herausgeber von Medscape) mit dem Epidemiologen Prof. Dr. Edward C. Holmes (Universität Sydney), einem Evolutionsbiologen und Virologen geführt hat, der sich genau mit der Entwicklung von Viren beschäftigt. Holmes geht davon aus, dass das Virus bei zunehmender Immunität durch den evolutionären Druck dazu gezwungen wird, weiter und schneller zu mutieren. Prof. Holmes befürchtet, dass das Virus endemisch wird, was bedeutet, dass es jedes Jahr in neuen Varianten auftreten wird ähnlich wie die Influenza Viren. Das würde bedeuten, dass wir mit der Impfung nicht lange immun bleiben und auch, wenn wir bereits mit Covid infiziert waren, könnte das dazu führen, dass die dadurch entwickelte Immunität nicht lange besteht. Das ist natürlich für unsere Vorstellung, wir könnten zu unserem alten Leben vor der Pandemie zurückkehren, ein ziemlicher Dämpfer. Da ist diesem Spezialisten schon zu vertrauen, der kennt sich sehr gut mit der Materie aus. Hier der Link zum Original Interview: https://www.medscape.com/viewarticle/943251
Eine ähnliche Vermutung hatte einer Sprecher des Netzwerk Globalhealth, Dirk Brandl, in seinem Kommentar zum Seuchenjahr ebenfalls geäußert, dass das Virus nicht einfach verschwinden wird.
Aber es gibt auch Hoffnung. Wir betrachten ja Viren immer nur als Feinde, obwohl viele Viren in uns leben und uns nichts tun, sondern uns sogar unterstützen. Das Virus will überleben und es will nicht seinen Wirt töten, denn dann stirbt es auch, weil es ohne Wirt nicht überlebensfähig ist. Die Gefährlichkeit von vielen Viren kommt daher, dass sie aus dem Tierreich kommen, auf den Menschen überspringen und sich noch nicht richtig an den Menschen, ihren neuen Wirt, angepasst haben. Aber wir haben immer schon Corona Viren – wenn auch nicht so gefährliche – in unserer Grippemixtur im Winter gehabt. Kann es nicht sein, dass sich das neue Virus an seinen neuen Wirt anpasst und deshalb weniger gefährlich wird? Das ist zumindest eine nicht von der Hand zu weisende Hypothese. Von der Pandemie zur Endemie – das wird der wahrscheinlichste Weg sein, den das Virus (und wir als seine Wirte) nehmen wird. Wir wollen alle hoffen, dass sich die Gefährlichkeit des Virus immer weiter abschwächt, sonst haben wir es wie bei der Influenza mit jährlichen Impfungen zu tun.
Der immer härtere Lockdown und die Impfungen
Obwohl die Zahlen durch den jetzigen Lockdown zurückgehen, werden weitere Restriktionen zur Ausbreitung des Virus von fast allen Virologen, Epidemiologen und Politikern gefordert. Uns kommt das ein wenig vor wie der Kampf des Don Quichotte gegen die Windmühlenflügel. Weitergehende Strategien zum Schutz der besonders betroffenen Bevölkerungsschichten sind unbedingt zusätzlich notwendig, damit wir die Todeszahlen senken können – Stichwort Tübingen (wo das Rote Kreuz eine besondere Strategie zum Umgang mit den Risikogruppen entwickelt hat).
Eine genauere breit angelegte und mit aussagekräftigen statistischen Daten unterlegte Koordinierung aller Maßnahmen ist ebenfalls notwendig und wird von vielen Wissenschaftlern gefordert. Sosehr uns auch einzelne Ärzte geholfen haben: eine Forschung, wo jeder gerade untersucht, was ihm am wichtigsten ist, scheint nicht zielführend. Wir müssen noch viel mehr über dieses Virus lernen und das geht eben besser in systematischer, koordinierter Form.
Alle Hoffnungen werden auf eine möglichst rasche Impfung breiter Bevölkerungsschichten gesetzt. Dabei geht es im Augenblick nur zögerlich voran. Wir müssen unbedingt die niedergelassenen Ärzte aller Fachrichtungen in diese Mammutaufgabe mit einbinden, sonst wird das nichts mit der vermeintlichen Herdenimmunität.