Babys werden oft zu süß ernährt – Zu wenig Gemüse, Fisch und Fleisch

Babys werden zu süß ernährt
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Wissenschaftler des Max-Rubner-Instituts, auch bekannt als Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, haben zwischen 2014 und 2017 detaillierte Nachforschungen zur Ernährungssituation von Säuglingen (Kinder im ersten Lebensjahr) durchgeführt und kommen zu einem deutlichen Ergebnis: Viele Babys werden viel zu süß ernährt. Zu viel Obst und gleichzeitig zu wenig Gemüse, Fisch und Fleisch. Die Experten üben indes scharfe Kritik und warnen vor einer zu einseitigen Ernährung.

Die Datenlage

Zwischen 2014 und 2017 wurde die Ernährung von insgesamt 118 Säuglingen untersucht. Die Babys waren dabei jeweils zwischen 6 und 12 Monate alt. Zunächst wurden die Eltern ausführlich zur Ernährung ihrer Babys interviewt. Dem folgte dann eine allgemeine Untersuchung der Babys hinsichtlich Größe und Gewicht. Zusätzlich führten die Eltern ein mehrtägiges Videotagebuch zur Ernährung der Kleinen. Die Ergebnisse wurden zu einem repräsentativen Gesamtbild zusammengefasst.

Die Ergebnisse

Ausgehend von empfohlenen Rezepten für Babybrei ergab sich ein klares Bild. Demnach bekamen die 118 Säuglinge im Schnitt deutlich zu wenig Gemüse, Fleisch oder Fisch. Dies wirkte sich entsprechend gravierend auf die Versorgung mit wichtigen Spurenelementen aus. Besonders die Eisenzufuhr lag deutlich unterhalb des empfohlenen Richtwerts. Ein bewusster Verzicht auf Fleischzusatz konnte dabei ausgeschlossen werden. Allein die Eltern eines einzigen Babys gaben an, ihr Kind gezielt vegetarisch zu ernähren. Somit bleibt als Grund nur eine allgemeine Unkenntnis der Eltern hinsichtlich der angeratenen Ernährungswerte ihres Säuglings.

Zu viel Obst
Zu viel Obst macht Ernährung zu süß

Was an Gemüse fehlte, war offenbar an Obst zu viel im Gläschen. Die empfohlene Höchstmenge überschritt nämlich ein Großteil der Eltern deutlich. Diese Erkenntnis deckt sich mit einer separaten Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Demzufolge fütterten mehr als 50% der 800 befragten Eltern reinen Obstbrei. Empfohlen wird jedoch im Rahmen der Breikost-Einführung explizit eine Mischung aus Getreide und Obst. Von reinen Obstzubreitungen wird tatsächlich vehement abgeraten.

Gute Vitaminversorgung mit großem ABER

Obst ist natürlich lecker und gesund. So verwundert es nicht, dass bei allen Kindern der tägliche Bedarf an Vitaminen ausreichend gedeckt war. Allerdings war der gemessene Wert an Vitamin A, C und K um ein Vielfaches des Referenzwertes erhöht. Zwar gibt es noch keine konkreten Studien zu den Folgen einer solchen Überversorgung bei Säuglingen, doch optimal ist diese Art der Ernährung auf gar keinen Fall.

Grund hierfür sind aber nicht selbst zubereitete Obst-Breimahlzeiten, sondern kommerzielle Produkte aus dem Supermarkt. Diese werden aus Werbezwecken inzwischen oftmals künstlich mit Vitaminen angereichert. Das klingt gut für Eltern, die ihrem Kind etwas Gutes tun wollen. Doch über mögliche negative Begleiterscheinungen dieser Überdosierung mit Vitaminen sind die meisten sich beim Griff zum Fertigprodukt wohl nicht im Klaren. Über die Hälfte der verabreichten Babynahrung stammt aus kommerzieller Produktion. Damit liegt Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt.

Babys werden häufig zu früh abgestillt
Babys werden zunehmend zu früh abgestillt

Tatsächlich wird empfohlen, ungefähr ab dem sechsten Lebensmonat nicht mehr durchgehend zu stillen. Das bedeutet aber nicht, das Kind komplett von der Brust zu entwöhnen. Als optimal gilt ein sanfter Übergang zwischen den Ernähungsphasen. Während der Breikost-Einführung sollten Mütter also nach Möglichkeit immer noch weiterhin stillen. Diesen Rat beherzigten allerdings nur 29% der befragten Eltern. Das Abstillen geht vielen Experten zu schnell und zu abrupt. Ziel sollte es sein, bei immer mehr Mahlzeiten die Muttermilch durch Breimahlzeiten zu ersetzen. Dass dieser Prozess allerdings gerne bis ins zweite Lebensjahr hineinreichen darf, beachten nach Ansicht der DGE zu wenige Eltern. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürwortet klar dieses Vorgehen. Lassen Sie sich also nicht zu stark von der Meinung anderer Eltern oder ihres Umfeldes beeinflussen.

Die Empfehlung unserer Redaktion

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig

Unsere frühkindliche Ernährung bestimmt oft sehr stark unseren späteren Geschmack und unser damit verbundenes Essverhalten. Obst mag gesund sein, aber es schmeckt in Reinform einfach oftmals zu süß. Babys sind neugierig. Nutzen Sie das als Eltern und führen Sie Ihre Kleinen auch einmal an gesunde Alternativen heran. Vielleicht haben Sie ja einen kleinen Feinschmecker in der Familie, der sich riesig über den selbstgekochten Kartoffel-Fenchel-Brei von Mama und/oder Papa freut.

Achten Sie außerdem auf ausgewogene und abwechslungsreiche Kost. Wecken Sie das Interesse Ihres Kindes am Essen und bauen Sie auch mal Fleisch oder Fisch in den Ernährungsplan ein. So stellen Sie nicht nur sicher, dass Ihr Säugling mit allen wichtigen Spurenelementen optimal versorgt ist. Früh geweckte, breitgefächerte Geschmacksvorlieben machen es in späteren Jahren deutlich einfacher, Ihre Kleinen für gesundes Essen zu begeistern.

Noch mehr Tipps zu gesundem Essen findet Ihr unter dem Schlagwort Ernährung.

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