Mesotherapie – was ist das und wie funktioniert es?

Mesotherapie
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„Wenig, selten, am richtigen Ort“: Mit dieser bekannten Charakterisierung der Mesotherapie des genial intuitiven Landarztes Michel Pistor lässt sich auch heute noch – mehr als 60 Jahre nach seiner Entdeckung der mesotherapeutischen Wirkung an einem an Gehörverlust leidenden Patienten – die Therapie gut beschreiben. Ihre Bedeutung für die ästhetische Medizin wurde allerdings erst sehr viel später entdeckt, als nämlich klar wurde, dass bei der ästhetischen Behandlung die Therapie (oberflächliche Einschleusung geringster Dosierungen von regenerierenden Wirkstoffen) und das Zielorgan (mittlere [meso] Hautschicht) zusammenfallen.

Obwohl es seit Jahrzehnten eine eigene mesotherapeutische Abteilung an der Universität Bordeaux gibt, ist die Mesotherapie in erster Linie auf den Erfahrungen einzelner Anwender aufgebaut. Besucht man mehrere Fortbildungen, hat jeder Anwender für verschiedenste Krankheitsbilder verschiedene Wirkstoffmischungen, die er favorisiert. So kam es, dass der Herausgeber des Plastic and Reconstructive Surgery Journal, Rod Rohrich, damals vom Mythos Mesotherapie sprach. Und das meinte er damals alles andere als positiv.

Das Netzwerk Globalhealth, insbesondere einer seiner medizinischen Direktoren – Dr. Michael Weidmann – hat diesem „Mythos“ seit 2009 ein erhebliches Maß an Wissenschaftlichkeit abgerungen.

Indikationen der ästhetischen Mesotherapie

Die ästhetische Mesotherapie ist für zwei Indikationen geeignet, die beide auf sehr direkte Art und Weise an die Haut gekoppelt sind, nämlich die langfristigen Verbesserungen des Hautstatus und des Haarausfalls. In beiden Fällen geht es darum, kleinste Wirkstoffmengen in die Haut der betroffenen Regionen einzuschleusen, um eine regenerative Verbesserung ihres Status zu erzielen.

Die Behandlung der Haut

Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass Mesotherapie nicht erst zum Einsatz kommt, „wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist“, sondern dass sie auch ein sehr großes Potenzial in der Prävention der besprochenen Indikationen hat.

Insofern könnt Ihr sie sehr gut für den Einstieg in die Ästhetik nutzen. Wenn Ihr jünger seid, könnt Ihr Euch durch Mesotherapie langsam an ästhetische Fragestellungen herantasten. Im Artikel zum Alterungsprozess der Haut waren wir insbesondere auf die Lichtalterung eingegangen und hatten diese als extrinsischen Faktor (= von außen einwirkend) des Hautalterungsprozesses beschrieben. Mesotherapie als Prävention eingesetzt kann diesen Prozess der Hautalterung verlangsamen, so dass die Faltenbildung später einsetzt. Ein Aspekt, der in der modernen ganzheitlichen Ästhetik eine immer größer werdende Bedeutung erlangt.

Bei welchen Indikationen der Haut zeigt Mesotherapie eine gute Wirkung?

Wir haben weitreichende Ergebnisse bei der Indikation Elastose zu verzeichnen. Durch Sonnenlicht und Sonnenbank geschädigte Haut lässt sich sehr gut – allerdings nicht in einem einzelnen Behandlungsschritt – wieder regenerieren. Eine weitere wichtige Indikation ist die Verkleinerung der Porengröße, die ja bei vielen Personen im Alter stark zunimmt.

Eine dritte Indikation kann mit dem Begriff „fahler Teint“ gut umschrieben werden, der sehr unterschiedliche Ursachen haben kann. Zu denken ist hier beispielsweise an die Raucherhaut genannte Erscheinung. Insgesamt blassere, schlechter durchblutete Hautstrukturen lassen sich therapieren. Bei weniger geschädigten Patienten dieses Typus kann sogar die Erscheinung der „MesoGlow“ genannten Wirkung beobachtet werden. Mit Glow ist hier ein „strahlendes Aussehen“ umschrieben.

Auch einige andere Hautveränderungen reagieren oft auf mesotherapeuthische Behandlungen, beispielsweise Gesichtsrötungen oder Altersflecken zeigen gute Ergebnisse.

Zusätzlich zu den hier genannten Indikationen gibt es ein weites Spektrum, bei dem die Mesotherapie in Kombination mit anderen Behandlungen oder Therapieoptionen synergetisch eingesetzt wird. Wir werden deshalb in einem gesonderten Absatz auf diese Möglichkeiten eingehen.

Die Behandlung von Haarausfall

Für den Haarausfall gilt dasselbe wie für die Hautbehandlung. Auch hier ist eine korrekte Justierung zu empfehlen. Zum einen betrifft diese den richtigen Zeitpunkt des Einsatzes. Das Netzwerk Globalhealth / Netzwerk Ästhetik geht davon aus, dass Haarausfallpatienten zunächst mit allen Verfahren behandelt werden sollten, die durch die gesetzlichen Kassen abgedeckt werden.
Ein weiterer Aspekt ist, dass das Netzwerk seine Behandlungen zunächst auf weibliche Patienten beschränkt hat, weil die genetische Disposition zum Haarausfall bei Männern viel ausgeprägter vorliegt und es ungern unrealistische Erwartungen wecken will. Mittlerweile ist es allerdings so, dass in den Netzwerk Praxen trotz der getroffenen und auch den Patienten gegenüber kommunizierten Beschränkung immer mehr junge männliche Patienten darum bitten, behandelt zu werden.

Eine weitere Einschränkung gibt es hinsichtlich der Zeitpunktbestimmung des Haarausfallsbeginns. Ihr könnt davon ausgehen, dass sich bis zu 2 Jahre nach Beginn noch inaktive, nicht zerstörte Follikel in der Haut befinden, die durch die Therapie zu erneutem Wachstum angeregt werden können. Bei Zeitdauern von über 2 Jahren muss mit einem Absinken der Erfolgschancen gerechnet werden.

Wichtig ist auch die Bestimmung des Therapieziels bei Haarausfallpatienten. Ein Optimum wäre erreicht, wenn die Haarfollikel reaktiviert werden können und damit erneutes Wachstum initiiert wird. Es gibt allerdings auch weniger optimale Verbesserungen, die wenigstens eine Zustandserhaltung ermöglichen können, nämlich den Haarausfall zu stoppen und die vorhandenen Haare zu stärken. Viele Patienten sind bereits mit der letzteren Variante zufrieden.

Wie funktioniert eine Behandlung mit Mesotherapie?

  1. Wie oft?
    Der geringe Interventionsgrad (seeeehr minimal invasiv) beinhaltet eine mehrmalige Behandlung bis zum Erreichen der gewünschten Verbesserung. In der Regel sollten 8 Sitzungen in länger werdenden Intervallen durchgeführt werden: Sitzung 1–4 in wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Intervallen und Sitzung 5–8 in monatlichen Intervallen.
  2. Wie?
    Wir unterscheiden zwei Einbringungsmöglichkeiten von Haut oder Haar regenerierenden Substanzen, die nacheinander eingesetzt werden, den Single-Pulse-Modus und die Nappage. Beim Single-Pulse-Modus werden einzelne Injektionen mit niedriger Dosierung im Abstand von circa 1 cm in eine definierte Tiefe eingebracht. Wir können davon ausgehen, dass die Wirkstoffe umso länger in der Haut verbleiben, je oberflächlicher sie eingebracht werden.
    Nach dem Single-Pulse-Modus wird die Nappage durchgeführt. Hierbei wird die Nadel mit noch geringerer Dosierung, ähnlich wie bei einer Nähmaschine, über das zu behandelnde Areal geführt. Diese Technik ist dem Needling-Verfahren sehr ähnlich und soll durch die gesetzten Läsionen (= Miniverletzungen) einen zusätzlichen Effekt erzeugen. Beide Techniken zusammen ergeben eine optimale Behandlungssequenz.
  3. Womit?
    Für die Patientenakzeptanz und auch die Arbeitseffizienz ist es wichtig, die richtigen Werkzeuge zu benutzen, damit die Behandlung schnell und möglichst schmerzarm durchgeführt werden kann. Innerhalb des Netzwerks wird vor allem mit Kompressorpistolen gearbeitet. Die vom Netzwerk empfohlene Pistole ist sehr schnell, geräuscharm und durch die Vorwärtsbewegung der Nadel ohne den Spritzenkörper nahezu schmerzfreie, da sie durch den hohen Kompressionsdruck sehr schnell eindringen kann. Die Nadeln sind nur nur sehr fein, sondern auch auf besondere Weise geschliffen, wodurch sie die Schmerzempfindung nochmals reduzieren.
  4. Für die Präventionsbehandlungen und um den Therapieerfolg langfristig zu gewährleisten sind längere Erhaltungsintervalle von 3–6 Monaten notwendig, in denen die Therapie wiederholt werden sollte.
  5. Für wen geeignet?
    Im Gegensatz zum Beispiel zu Botulinumtoxin oder Filler Behandlungen sind bei diesem regenerativen Ansatz keine sofortigen Veränderungen zu sehen. Patienten, die den schnellen Erfolg möchten, sollten sich für andere, aber damit auch invasivere Verfahren, entscheiden. Diejenigen aber, die Wert auf eine schonende, eher ganzheitliche Behandlung mit regenerativem Effekt legen und dafür auch eine längere Therapiedauer bis zu erfolgreichen und sichtbaren Veränderungen in Kauf nehmen, reagieren sehr gut auf Mesotherapie.
  6. Was wird injiziert?
    NWM-MesoLift für die Hautanwendungen und NWM-MesoHair für die Behandlung von Haarausfall sind zwei Fertigrezepturen, die von den Netzwerk Ärzten entwickelt wurden. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass beide jeweils aus einem sogenannten Katalysator bestehen, was im mesotherapeutischen Zusammenhang nichts anderes bedeutet als Wirkverstärker. Der Katalysatorteil ist bei beiden Fertigmixturen gleichermaßen enthalten. Die Inhaltsstoffe des Katalysators sind: Multivitamine, Silizium, Rutin. MesoLift enthält außer dem Katalysator folgende Inhaltsstoffe: unvernetzte Hyaluronsäure, Dimethylaminoethanol (DMAE), Centella asiatica (indischer Wasserschnabel). MesoHair (Tab. 3) enthält außer dem Katalysator folgende Inhaltsstoffe: Bepanthen/Vitamin B5, Biotin/Vitamin H, Coffein.

Ergebnisse

Im Jahr 2015 hat das Netzwerk-Ästhetik eine Statistik auf Basis eines ausgewerteten Fragebogens erarbeitet, den Meso-Report 2015. Dieser wertet die Ergebnisse von 13.878 behandelten Patienten aus. Diese Statistik hat 1.175 Patienten für die Wirkung des MesoLift erfasst. Eine weitaus größere Zahl, nämlich 12.500 Patienten war Grundlage der Bewertung der Haarausfallbehandlungen. Abb. 2 und zeigt die Bewertung der Ergebnisse durch die der Patienten.

Abb. 2 – Zufriedenheit der Patienten

Kontraindikationen und Risiken

Wie aus dem sehr minimal invasiven Interventionsgrad bereits hervorgeht, ist die Therapie bei korrekter Anwendung nebenwirkungs- und komplikationsarm. Das Netzwerk sieht eigentlich nur ein wirkliches Risiko, nämlich das der allergischen Reaktion auf einen der eingesetzten Wirkstoffe. Es empfiehlt deshalb von vornherein den Ausschluss von Multiallergikern, um dieses Risiko zu minimieren.

Absolut kontraindiziert sind zudem Schwangerschaft, Unverträglichkeit oder Allergie auf einen Wirkstoff, Neigung zu hypertrophen Narben oder Pigmentstörungen, stark aktive Autoimmunprozesse, schwere Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselstörung, akute virale oder bakterielle Infektionen, akute inflammatorische Dermatosen, Epilepsie.

Relativ kontraindiziert sind Psoriasis, Neurodermitis, Blutungs- und Gerinnungsanomalien, Herpes (bei Patienten mit Neigung zu Herpes sollte vor der Behandlung eine Herpes-Prophylaxe durchgeführt werden), Dysmorphophobie-Syndrom (Körperwahrnehmungsstörung)

Kombinationen

Im Verlauf der letzten Jahre zeigte sich immer häufiger eine synergetische Wirkungen der Mesotherapie mit anderen Verfahren. In manchen chirurgischen Kliniken beispielsweise gehen jedem plastischen Eingriff zwei mesotherapeutische Behandlungen voraus . Die Verbesserung der Wundheilung ist deutlich nachgewiesen.
Als besonders gut hat sich die Kombination mit dem Needling herausgestellt. Aknenarben und kleinere Fältchen lassen sich so sehr gut behandeln. Zur Vorbereitung auf das Fadenlift ist ebenfalls die Kombination mit der Mesotherapie zu empfehlen. Die regenerative Wirkung der Fäden lässt sich durch vorherige MesoLift Behandlungen nochmals steigern. Beim Haarausfall gibt es ebenfalls eine Steigerung der Wirkung durch die Kombination mit der PRP („platelet rich plasma“)-Therapie (= Behandlung mit Anteil des Eigenbluts).

Abschließende Worte

Obwohl sehr viele andere Behandlungen vor allem auch mit Lasern durchführbar sind, um positive Hautveränderungen zu erzielen, gibt es aus Sicht des Netzwerks für die geschilderten Indikationen keine bessere Alternative, allerdings unter der Voraussetzung, dass die Patienten mehrmalige Sitzungen bis zur Optimierung in Kauf nehmen. Das Netzwerk wird sich zukünftig damit beschäftigen, neben statistischen und qualitativen wissenschaftlichen Evidenzen vermehrt auch die schwierigeren quantitativen Verbesserungen zu untersuchen.

 

Informationen zur Mesotherapie findet ihr beispielsweise auch unter: https://www.network-globalhealth.com/network-globalhealth/forpatients/meso-treatment/

Hier findet ihr weitere Themen rund um das Thema Beauty und Ästhetik: https://abeautifulhealth.org/category/beauty-med/

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