Mangel an qualifiziertem Praxispersonal – Kassenärzte in Sorge

Mangel an qualifiziertem Praxispersonal - Kassenärzte in Sorge
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Immer mehr Arztpraxen fehlt es an qualifiziertem nichtärtzlichem Praxispersonal. Zu diesem Schluss kommt das Praxis-Panel des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZiPP). Demnach erwarten viele niedergelassene Kassenärzte für das Jahr 2021/22 substanzielle Probleme im Praxisbetrieb. Wir fassen die neueste Umfrage für euch zusammen.

Jährliche ZiPP-Erhebung zeigt Sorge der Kassenärzte auf

An der jährlich stattfindenden Umfrage des ZiPP haben 2021 rund 10% der Inhaber kassenärztlicher Praxen teilgenommen. Die Mehrheit der Befragten stuft nach persönlichem Empfinden die Lage auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich fachlich qualifizierten Praxispersonals als äußerst schlecht ein. Demnach bleiben vakante Stellen oftmals lange unbesetzt, was sich immer mehr auf den Praxisalltag und die angebotenen Leistungen auswirke. Rund zwei Drittel der Praxisinhaber sehen daher substanzielle Probleme für das kommende Jahr 2022.

Ein überwiegender Teil der Praxis bildet daher mittlerweile verstärkt nichtärzlichen Fachkräftenachwuchs aus. Doch in rund einem Viertel der Fälle wandert das so dringend benötigte Personal ab. Etwa 15% der Befragten gaben an, ihr Leistungsangebot explizit wegen bestehenden Personalmangels bereits eingeschränkt zu haben. Vielerorts seien die Mitarbeiter nur über Sonderzahlungen und Zuschläge zu halten. So gaben etwa 2 von 3 Vertragspraxen an, 2021 steuerfreie Corona-Sonderprämien ausgezahlt zu haben.

Kliniken ziehen immer mehr Praxispersonal

Doch wenn das Problem des Fachkräftemangels fast alle Praxen betrifft, wohin wandert dann das Personal ab? Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), hat hierbei eine klare Antwort. Wenn es um den Kampf um gut ausgebildetes Fachpersonal geht, kämen Krankenhäuser und Kliniken immer häufiger zum Zuge als Arztpraxen. Das sei auch nicht weiter verwunderlich, nachdem in den letzten Jahren der Preis pro Leistung in den Krankenhäusern deutlich stärker gestiegen sei als in entsprechenden Vertragspraxen.

Zwischen 2016 und 2020 etwa verzeichnete das Zi einen Preisanstieg von 15,02% für Krankenhäuser, aber lediglich 6,69% für kassenärztliche Vertragspraxen. Die Preisschere scheint im Jahr 2021 sogar noch weiter auseinander zu gehen. Entsprechend seien in finanzieller Hinsicht Kliniken der attraktivere Arbeitgeber für nichtärtzliches Praxispersonal. Der Spielraum bei den Tarifgehältern sei einfach zu unterschiedlich.

Von Stillfried warnt eindringlich vor dieser Entwicklung und fordert zeitnah eine Regulierung der Vergütungsschere zwischen Klinik und Praxis. Andernfalls drohten spürbare Engpässe für Patientinnen und Patienten in den Praxen.

Meinung unseres Teams

Eine flächendeckende Versorgung von Patienten auch abseits großer Kliniken ist in Deutschland ein hohes Gut. Der persönliche Kontakt zum Arzt sowie die Erreichbarkeit vor Ort sind Vorzüge, die nicht durch den Tarifkampf um Personal verlorengehen dürfen. Gerade in einer Zeit, in welcher der Stellenwert und die Anerkennung für nichtärztliches Personal beständig steigt, sollte die Frage nach dem attraktiveren Arbeitsvertrag nicht an einem Ungleichgewicht bei den Löhnen zwischen Klinik und Praxis hängen.

Medizin sollte nicht zu einer Massenware in kommerziell durchgetakteten Großbetrieben verkommen. Die in Deutschland stets hochgehaltene Therapiefreiheit darf nicht daran scheitern, dass regionale Vertragspraxen gewisse Leistungen nicht mehr anbieten können, weil das notwendige Praxispersonal fehlt. Hier ist die Politik gefordert, regulierend einzuschreiten.

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Ein Kommentar zu „Mangel an qualifiziertem Praxispersonal – Kassenärzte in Sorge“

  1. Der Beitrag bringt in Kürze alles auf den Punkt. Deshalb bekommt Ihr von mir 5 Sterne. Unabhängig von der Preisschere möchte ich jedoch erwähnen, dass insgesamt – auch in den Kliniken – Personalmangel herrscht und das hat mit der Politik zu tun, dass Medizin wirtschaftlich sein muss. Dagegen habe ich etwas einzuwenden.

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