Enzyme – Was ist das eigentlich und wie können sie uns nützen?

Enzyme - Was ist das eigentlich und wie können sie uns nützen?
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Enzyme – Überall hört man neuerdings von ihnen. Egal ob in verdauungsfördernden Medikamenten oder dem neuesten Super-Food – Enzyme sind ein Dauerbrenner. Doch kaum einer weiß, woher sie kommen oder wofür sie überhaupt gut sein sollen. Wir liefern euch einen Überblick, damit ihr künftig ganz genau Bescheid wisst.

Die Geschichte der Enzyme 

Die Geschichte der EnzymeOb ihr es glaubt oder nicht, schon vor mehreren tausend Jahren haben sich Menschen Enzyme im Alltag zunutze gemacht. Die alkoholische Gärung bei der Herstellung von Wein und Bier, das Reifen von Käse oder das Aufgehen von Brotteig – Das alles machen Enzyme. Und schon die alten Sumerer wussten vor 5.000 Jahren, wie man sie einsetzt.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entdeckten europäische – allen voran deutsche – Naturwissenschaftler neue und immer zielgerichtetere Einsatzmöglichkeiten der damals noch Fermente (von lateinisch fermentum) genannten Stoffe. Erst 1878 führte der deutsche Physiologe Friedrich Wilhelm Kühne den heute noch gebräuchlichen Begriff der Enzyme (vom altgriechischem ἔνζυμον) ein.

Im 20. Jahrhundert schließlich überschlug sich die Forschung auf dem Gebiet der Enzymologie förmlich und bescherte uns all die Erkenntnisse und Einsatzmöglichkeiten, die im Folgenden behandelt werden sollen.

Was sind nun eigentlich Enzyme ganz genau?

Enzyme sind im Grunde nichts anderes als Proteine, also Eiweiß. Als solche können sie individuell in allen möglichen Organen unseres Körpers gebildet werden und kommen entsprechend auch überall in unserem Organismus vor. Im Speichel, in unserer Verdauung, im Herz, im Blut – Überall findet man Enzyme. Und sie sind wichtiger als ihr denkt. Als sogenannte Biokatalysatoren steuern sie quasi alle wichtigen Abläufe in unserem Organismus. So setzen sie etwa  spezielle Reaktionen in Gang oder spalten Stoffe auf, die dadurch erst weiterverwertet werden können.

Ein klassisches Beispiel wäre da unser Speichel. Das Enzym Lysozym heftet sich an die Stärkemoleküle, die wir über die Nahrung aufnehmen, und spaltet sie in Zucker auf. Dieser kann dann über die Mundhöhle direkt in den Körperkreislauf gelangen und muss nicht erst den langen Weg über Magen und Darm nehmen. Und auch später sind Amylasen, Lipasen und Proteasen für die Verdauung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen zuständig. Ihr merkt also: Ohne sie läuft gar nichts in unserem Körper.

Was haben Enzyme mit Medizin zu tun?

Mittlerweile werden Eynzme in allen möglichen medizinischen Bereichen eingesetzt. Die wichtigsten stellen wir euch im Folgenden kurz vor.

In der Diagnostik

Die DiagnostikWie eingangs ja schon erwähnt, finden sich Enzyme in sämtlichen Organen unseres Körpers. Dort halten sie den Stoffwechsel am Laufen und sorgen im Endeffekt dafür, dass wir rund um die Uhr funktionieren können. Dabei wirken sie aber in der Regel nur innerhalb der Zellen, nicht außerhalb. Werden die entsprechenden Zellen beschädigt oder sogar zerstört, gelangen zytoplastische Enzyme ins Blut und sind dort im Serum dann labortechnisch messbar. Je nachdem welche einzelnen Enzyme sich im Blut befinden und anhand ihrer Konzentration dort, kann ein Arzt Rückschlüsse auf Schäden spezifischer Organe ziehen.

So kann nach einem schweren Herzinfarkt der Lactatdehydrogenase-Wert bis zu einem 5-fachen erhöht sein. Und sogar schon bei Ungeborenen können Enzyme im Fruchtwasser Hinweise auf schwere Erbkrankheiten liefern. Enzymische Untersuchungsmethoden sind aus der klinischen Praxis gar nicht mehr wegzudenken.

Enzymbasierte Therapieformen

Enzyme sind aber längst nicht mehr nur von diagnostischer Relevanz. Mittlerweile haben sie auch als Medikation bei bestimmten Krankheiten und Beschwerden Einzug in den medizinischen Alltag gehalten.

Bei Herzinfarkt oder Thrombosen 

Enzyme bei HerzinfarktDer Grund für Herzinfarkt oder Thrombosen sind frische Blutgerinnsel, die wichtige Gefäße wie die Herzkranzgefäße oder die Lungen- und Gehirnvenen verstopfen und so den Blutstrom unterbrechen. Die Gerinnsel werden dabei durch den körpereigenen Stoff Fibrin gebildet, welcher die roten Blutkörperchen und Blutplättchen verklumpen lässt. Die Verabreichung sogenannter Proteasen-Enzyme wie Bromelain und Papain oder Trypsin und Chymotrypsin kann das dichte Fibrinnetz auflösen und so den Blutfluss wieder sicherstellen. Bromelain und Papain sind übrigens pflanzliche Enzyme, während Trypsin und Chymotrypsin aus der Bauchspeicheldrüse stammen.

Bei Erkrankungen des Verdauungsapparates

Enzyme bei Krankheiten des VerdauungstraktsWenn einzelne Organe nicht mehr richtig arbeiten oder im schlimmsten Fall sogar gar nicht mehr vorhanden sind, hat dies oft ein Ungleichgewicht im Enzymhaushalt des Körpers zur Folge. Der behandelnde Arzt reagiert in solchen Fällen mit der Gabe von Enzympräparaten. Bei der Bauchspeicheldrüse zum Beispiel werden dem Körper so Pepsin, Pankreatin, Lipase und Amylase zugeführt, welche sonst fehlen würden. Sind einzelne Verdauungsorgane krankhaft verändert, kann diese Präparat-Therapie sogar lebenslang notwendig werden. Das mag vielleicht keine perfekte Lösung sein, aber sie ermöglicht den Patienten immerhin ein halbwegs normales Leben ohne allzu große Beschwerden oder ständige Verdauungsprobleme.

Allgemein bei Entzündungen und Verletzungen

Enzyme bei Wunden und EntzündungenÄhnlich wie bei einer Thrombose können sich an offenen Wundrändern abgestorbene Gewebeteilchen festsetzen und so die Wundheilung verlangsamen. Zur enzymischen Wundreinigung werden das oben bereits erwähnte Papain oder auch Chymotrypsin verwendet. Aber auch noch lebende, entzündete Zellen können sich über dichte Eiweißketten in Wunden festsetzen. Bromelain, Chymotrypsin und Pankreatin können eben diese Geflechte auftrennen und damit den Abtransport der Entzündungsherde sicherstellen. Auch Salben, die gegen Blutergüsse und Schwellungen aufgetragen werden, enthalten zum Teil Enzyme.

Was, wenn die Enzyme selbst mal Hilfe brauchen?

Jeder noch so starke Helfer kommt irgendwann an den Punkt, an dem er selbst Unterstützung braucht. Neueste Studien haben herausgefunden, dass in unseren Zellmembranen bis zu 2.000 verschiedene Enzyme beheimatet sind. Sie regeln von dort aus die Aufgaben der jeweiligen Zelle und schützen sie vor den täglichen Herausforderungen, mit denen unser Organismus fortwährend konfrontiert ist. Nun bringt unser Alterungsprozess es aber mit sich, dass genau diese wichtige Mantelschicht zunehmend härter und unflexibler wird. Der Informationsaustausch wird gestört und wichtige Aufgaben können nur verspätet oder gehemmt erfüllt werden.

Um die Zellen wieder auf Trab zu bringen, kann dem Körper von außen körperverwandtes PPC, also Polyenylphosphatidylcholin, zugeführt werden. Man ersetzt damit quasi die angeschlagenen Moleküle durch neue, leistungsfähige Exemplare. Das macht uns jetzt nicht schlagartig wieder jünger, aber dieser Austausch sorgt zumindest dafür, dass unsere Zellen genau so reagieren können, wie die Natur das für sie vorgesehen hat. Wenn ihr genauer wissen wollt, wie das funktioniert, dann lasst es euch doch am besten von Dilli erklären:

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Fazit

Ihr seht also, wie vielseitig und effektiv Enzyme in der modernen Medizin eingesetzt werden können. Die meisten sind sogar körpereigen oder zumindest körperverwandt und werden deshalb nicht nur zügig aufgenommen, sondern sind auch besonders verträglich und verrichten ihre Aufgabe ohne spürbare Nebenwirkungen. Natürlich sind Enzyme kein Allheilmittel und man darf auch keine medizinischen Wunder von ihnen erwarten, aber richtig eingesetzt, tragen sie viel zur allgemeinen Gesundheit des Patienten bei und ermöglichen ihm ein relativ unbeschwertes Leben mit so mancher lästigen und unangenehmen Grunderkrankung.

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