Wie fühle ich mich? Und was hat Gefühl mit der Ästhetischen Medizin zu tun?

Feeling
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Foto von bruce mars auf Unsplash

Die Zeichen der Zeit gehen an niemandem vorüber. Je intensiver man gelebt hat, desto stärker treten sie in Erscheinung. Der morgendliche Blick in den Spiegel ist zumeist kritisch und wird mit dem Alter zunehmend kritischer. Die ersten Falten verraten uns, dass wir nicht mehr zur Jugend gehören, obwohl wir uns immer noch und für immer jung fühlen (wollen?).

Jeden von uns trifft das Alter an einer anderen, ganz individuellen Stelle. Bei dem einen sind es die Falten, andere nehmen an Volumen zu, weil man sich ja sonst nichts gönnt oder werden durch Askese zu Haut und Knochen. Die jahrelangen Besuche der Sonnenbank oder an den diversen Stränden dieser Welt haben unseren Hautstatus beeinflusst: Altersflecken, Rötungen, blaue Äderchen, Aknenarben, Knitterfältchen und vieles mehr sind dann das Resultat und haben dazu geführt, dass unser ehemals blühendes Aussehen verwelkt ist. Der immer weiter und immer stärker fortschreitende Verlust von Hyaluronsäure in der Haut, die in der Lage ist, Wasser zu speichern, hat das ursprünglich gut gepolsterte Babygesicht in seinen heutigen dünnwandigen Zustand versetzt.

Und wir werden immer älter. Mit 65 wähnen wir uns gerade im besten Alter, doch der Blick in den Spiegel verrät oft etwas anderes. Die Attraktivität hat unter den Zeichen des Alters abgenommen und gelitten. Da wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, der uns in unserem Innersten berührt: Selbstbild und Spiegelbild stimmen immer weniger überein.

Die Spielwiese der Möglichkeiten für unser Aussehen ist mittlerweile schier unendlich. Wenigstens diese Vielfalt hat uns die 68er Generation gebracht, obwohl sie eigentlich etwas anderes wollte. Es scheint, als wenn wir uns immer stärker individualisieren wollen (müssen?). Design des Ich spielt eine immense Rolle für die eigene Bestätigung, genauso wie die Frage, welche Designermarken wir tragen oder mit welchen Kosmetika wir uns verschönern. Heute, in einer Zeit, in der nicht mal ein einfacher Wasserkocher ohne besonderes Design verkaufbar ist, muss Individualität durch Design erworben werden. Wer dabei nicht mitspielt, verstößt gegen die Regeln unseres (sinnentleerten?) Lebens. Sich selbst Bedeutung geben durch verrückte Haarschnitte oder Haarfarbe, durch Piercings und jede Menge Tattoos macht uns zur Leinwand unserer Träume. Werden wir dadurch glücklicher und fühlen uns besser? Bei vielen von uns scheint dieser Designmechanismus ja zu funktionieren, sonst gäbe es nicht so viele, die sich derartig individualisieren, wobei diese Art der Individualisierung beinahe schon ein Massenphänomen geworden ist, die Individualität der Masse, das Besondere des Allgemeinen.

Ist es deshalb verwunderlich, wenn wir nach mehr Attraktivität streben? Kann Attraktivität sogar zu mehr Sinn führen? Die Frage, was Attraktivität bedeutet, wurde schon in vielen Studien untersucht. Alle Hypothesen haben sich jedoch als haltlos oder nur ganz eingeschränkt zutreffend herausgestellt, deshalb möchten wir sie an dieser Stelle nicht reproduzieren. Wenn man sich praktisch mit Ästhetik beschäftigt wie bei ästhetischen Behandlungen, findet man einige sehr einfache Wahrheiten über Attraktivität heraus.

  1. Alterungsprozess
    Der Alterungsprozess verändert Gesicht und Körper. Fettkompartimente werden größer oder sinken schwerkraftbedingt nach unten und verändern so die Kontur, Haltebänder leiern aus, ja selbst unser Skelett wird teilweise zurückgebildet. Patienten, die darauf reagieren wollen, haben das Bedürfnis, einige Attribute von Jugendlichkeit zurück zu gewinnen. Damit ist nicht gemeint, dass sie wieder jugendlich aussehen wollen, was so ja auch nicht geht. Sie wollen die Konturen und Dimensionen des jugendlichen Gesichts gepaart mit einer Ausstrahlung von Vitalität. Da die ästhetische Medizin dies nicht nur verspricht, sondern vielfach auch halten kann, ist diese Patientengruppe die weitaus größte, die die ästhetische Praxis aufsucht.
  2. Störungen der Harmonie
    Störungen der Harmonie werden durch gesellschaftliche Ästhetik Vorstellungen beeinflusst. Das Alter spielt dabei keine oder eine ganz untergeordnete Rolle. Die krumme Nase, die abstehenden Ohren oder die zu kleinen Brüste und zu dünnen Lippen gehören in diese Kategorie. Obwohl gesellschaftlich werden diese Störungen zutiefst persönlich erlebt. Die Disharmonie stört die Patientin oder den Patienten selbst am meisten. Oft spielt diese bei anderen Personen des näheren Umfeldes gar keine Rolle. Aber der Betroffene fühlt sich unwohl und ist unglücklich über sein Aussehen.

Wie kann etwas vergleichsweise Einfaches und ganz leicht Herzustellendes wie eine Behandlung der Zornesfalte dazu führen, dass sich die Behandelten wohler fühlen? Mit dieser Frage haben sich mittlerweile mehrere Forschergruppen beschäftigt. Die Zornesfalte (Glabellafalte), wenn ausgeprägt vorhanden, hat auf die Wahrnehmung aller, die dieser Person begegnen, einen Einfluss. Wie der Name schon sagt sieht derjenige zornig, manchmal auch mürrisch oder abweisend aus, obwohl er dies oft gar nicht ist. Wie begegnet Ihr einer solchen Person? Bleibt Ihr eher auf Distanz oder nähert Ihr Euch ganz ungezwungen? Überprüfe Dich einmal selbst. Verschwindet diese Falte, ändert sich zuerst die Umgebung. Andere begegnen dieser Person mit größerer Nähe und die behandelte Person erlebt die größere Nähe als etwas Positives. Dadurch eröffnen sich für den Zornesfaltenträger viele neue Möglichkeiten. Auch er oder sie kann plötzlich einfacher und mit weniger Distanz auf andere Menschen reagieren. Es wird also ein Feedback Mechanismus in Gang gesetzt, der es den Patienten ermöglicht, sich wohler zu fühlen.

Wir alle wissen intuitiv, dass unser ganzes Zusammenleben auf derartigen Feedback Mechanismen aufgebaut ist, positiv wie negativ. Diese dienen der Stabilität unserer Beziehungen und haben oft leider den Nachteil, dass man damit Unflexibilität mit einkauft.

Eine ästhetische Behandlung ist mithin auch immer eine Entscheidung dafür, etwas Wichtiges zu verändern, aus den Fesseln der Unflexibilität auszubrechen, sich lebendiger zu fühlen.

Die Frage „Wie fühle ich mich?“ gehört deshalb unbedingt zu dem Entscheidungsprozess für oder gegen eine ästhetische Intervention. Ohne eine Antwort ist die Entscheidung nicht zu treffen. Hier kann ästhetische Medizin ganz und gar Medizin sein, wenn sie Menschen dabei hilft, sich wohl in ihrer Haut zu fühlen.

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