Dekompensierte Herzinsuffizienz – Reha statt Hospitalisierung

Dekompensierte Herzinsuffizienz - Reha statt Hospitalisierung
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Prophylaxe ist besser als intensive Nachbehandlung. Dass dieser Ansatz mehr als gerechtfertigt ist, zeigt nun eine neue Studie aus den USA. Diese ergab, dass gezielte und vor allem individualisierte Reha-Maßnahmen dekompensierte Herzinsuffizienz nachhaltig lindern können. 12 Wochen Reha hätten demnach einen deutlich höheren Nutzen für die Patienten als ein klassischer Krankenhausaufenthalt. Wir haben die Ergebnisse für euch zusammengefasst.

Dekompensierte Herzinsuffizienz – Was ist das genau?

Von einer dekompensierten Herzinsuffizienz spricht der Mediziner dann, wenn der Patient selbst im Ruhe-Zustand unter Einschränkungen durch seine Herzschwäche leidet. Die häufigsten sind dabei Luftnot oder Ödeme in der Lunge. Der Grund dafür ist, dass der Herzmuskel immer schwächer pumpt, während er gleichzeitig immer mehr Sauerstoff braucht, um überhaupt zu funktionieren. Darüber hinaus führt das zunehmende Herzvolumen mit der Zeit zu undichten Herzklappen und damit zu einem möglichen Rückfluss des Blutes.

Die dekompensierte Herzinsuffizienz stellt quasi schon das Endstadium einer chronischen Herzschwäche dar. Für viele Betroffene wird hier eine kurze Geh-Strecke von 6 Minuten zu einer echten Herausforderung. Patienten mit einer kompensierten Herzschwäche spüren mögliche Einschränkungen meist erst bei stärkerer körperlicher Belastung.

Herzschwache Patienten im Endstadium leiden unter einer deutlich verringerten Lebensqualität. Sie müssen häufiger ins Krankenhaus, verlieren ihre Unabhängigkeit bis sogar ein Umzug ins Pflegeheim nötig wird. Oftmals ist ihre Lebenserwartung nicht mehr besonders hoch.

Die Rahmenbedingungen der Studie

Insgesamt wurden im Zuge dieser Studie 349 Patienten medizinisch begleitet. Die sogenannte Interventionsgruppe bestand dabei aus 175 Personen, die Vergleichsgruppe aus 174. Im Durschnitt waren die Untersuchten 73 Jahre alt und wiesen neben ihrer Herzschwäche 5,4 Begleiterkrankungen auf. 97% von ihnen galten als gebrechlich oder zumindest annähernd gebrechlich. 18% litten zudem unter Depressionen.

Als Bedingung für die Teilnahme an der Studie mussten sämtliche Patienten bereits mindestens einmal aufgrund ihrer Herzschwäche im Krankenhaus gewesen sein und als klinisch stabil eingestuft sein. Des Weiteren mussten sie alle (egal ob mit Rollator, Stock oder ungestützt) mindestens 4 Meter selbstständig gehen können und durften nicht in einem Pflegeheim wohnen. Von der Teilnahme ausgeschlossen waren darüber hinaus Patienten mit akutem Herzinfarkt, schweren Nierenerkrankungen, einer bestehenden Dialysepflicht oder einer Lebenserwartung von unter einem Jahr. Auch dauerhafte Beeinträchtigungen durch Demenz oder Schlaganfall gehörten zu den Ausschlusskriterien.

Der Ablauf der Studie

Die Kontrollgruppe wurde gemäß den gängigen Standards für dekompensierte Herzinsuffizienz ohne spezielle Reha-Maßnahmen medizinisch überwacht. Die Interventionsgruppe dagegen wurden über 12 Wochen hinweg in einer ambulanten Reha-Einrichtung betreut. Dreimal wöchentlich fand hier ein individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Training statt, während die Patienten an zwei weiteren Tagen die Übungen allein zu Hause durchführen sollten. Nach Ablauf der 12 Wochen sollten die Teilnehmer der Interventionsgruppe fünfmal wöchentlich in den eigenen vier Wänden trainieren.

Die Übungen zielten dabei auf die Verbesserung vier grundlegender Bereiche ab:
Kraft, Gleichgewicht, Mobilität und Ausdauer.

Kern der Zielsetzung war dabei eine positive Veränderung der sogenannten Short Physical Performance Battery (kurz SPPB). Dieser abstrakt klingende Begriff beschreibt in der Geriatrie (Altersmedizin) den körperlichen Allgemeinzustand eines Menschen. Er gilt als Orientierungspunkt bei der Einschätzung, wann ein Patient den Umzug in eine Pflegeeinrichtung ins Auge fassen sollte.

Die Ergebnisse

Professor Dr. Stefan Anker von der Charité Berlin bezeichnet die erzielten Effekte der Reha-Maßnahmen als „beeindruckend“. Kraft, Gleichgewicht, Mobilität und Ausdauer sämtlicher Teilnehmer der Interventionsgruppe hatten sich nach 6 Monaten Heimtrainings signifikant verbessert. Speziell bei der Geh-Dauer erzielten die Patienten hierbei die besten Ergebnisse. Zwei Drittel von ihnen erreichten die höchste oder zweithöchste Belastungsstufe.

In allen vier oben definierten Subgruppen legten die Patienten mit dem speziell auf sie angepassten Reha-Programm ganze 1,5 Punkte zu. Klinisch bedeutsam wäre bereits eine Verbesserung um 0,5 Punkte gewesen.

Die Reha-Teilnehmer waren nach Ablauf der 6 Monate in der Lage, weitere Strecken zu Fuß in höherer Geschwindigkeit und Sicherheit zurückzulegen. Darüber hinaus zeigte sich eine spürbare Verbesserung ihrer Lebensqualität. Sie waren weniger gebrechlich und auch die Depressionen ließen bei einigen Teilnehmern nach. Zu diesem Erfolg trug vermutlich die Akzeptanz der Übungen und die Disziplin der Patienten bei. Ganze 83% gaben an, sich auch ohne Aufsicht weiterhin an die Vorgaben für das Heimtraining zu halten.

Lediglich die Rehospitalisierungsrate, also die Zahl der Wiedereinlieferungen ins Krankenhaus, hatte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht nennenswert verändert.

Zusammenfassung

Die Studie hat gezeigt, dass mit der richtigen Reha, angepasst auf die Bedürfnisse des Patienten, die Einschränkungen durch eine dekompensierte Herzinsuffizienz nachhaltig abgemildert werden können. Hierzu sind keine zusätzlichen Medikamente oder teure Hilfsmittel notwendig. Es bedarf lediglich der richtigen Anleitung durch den Therapeuten und des grundlegenden Willens zur Mitarbeit des Patienten.

Auch wenn die Notwendigkeit medizinischer Intervention von außen weiterhin gegeben ist, so sollte es doch im Interesse aller liegen, die Lebensqualität herzschwacher Menschen zu verbessern. Ob sich aufgrund der Studienergebnisse eine Änderung der Richtlinien ergibt, lässt sich noch nicht vorhersagen. Wir von A Beautiful Health aber finden, dass diese Studie speziell bei uns in Deutschland ernstgenommen werden sollte.

Wie sich koronare Herzerkrankungen mit PPC behandeln lassen und was es dabei zu beachten gilt, das hat Dr. Joachim W. Picht bereits in einem Interview für uns zusammengefasst:
https://abeautifulhealth.org/blog-beitraege/interviews/koronare-herzerkrankungen-mit-ppc-behandeln/

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Ein Kommentar zu „Dekompensierte Herzinsuffizienz – Reha statt Hospitalisierung“

  1. Ja, diese Menschen sind wirklich schlimm dran. Einer unserer Ärzte hatte einen Richter in Rente, der nicht mehr gehen konnte ohne Hilfe und schlimmes Keuchen. Nach der Infusionskur mit PPC – so berichtete der Arzt – konnte der Richter sogar wieder Rasen mähen.

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