Gerade in Pandemie-Zeiten arbeiten immer noch bis zu 13% aller Erwerbstätigen dauerhaft oder vorübergehend von zu Hause aus. Das Perfide: Eigentlich soll die Arbeit im Homeoffice die Gesundheit schützen. Doch gerade diese Umstellung kann häufig unerwartete Beschwerden auslösen. Ärzte und andere Heilberufler wie Osteopathen oder Ergo- und Physiotherapeuten verzeichnen eine Zunahme von Patienten mit Rückenschmerzen und anderen körperlichen Beschwerden. Vermehrt sind die neuen Arbeitsumstände daran schuld.
Zu wenig Bewegung
Im ersten Moment könnte man denken, dass die alleinige Verlagerung des Arbeitsplatzes gar keinen so großen Einfluss auf unser tägliches Bewegungspensum hat. Allerdings unterschätzen die meisten, welche Teufelsspirale sich dadurch ergibt. Der Weg zur Arbeit bringt in jedem Fall Bewegung in unseren Alltag. Gerade längere Fußstrecken wecken morgens die Lebensgeister und erleichtern den Start in den Tag. Fällt diese Form der Bewegung weg, sind wir schnell auch weniger motiviert, andere Tätigkeiten in Angriff zu nehmen.
Ein kurzer Spaziergang oder kleinere Besorgungen in der Mittagspause, Einkaufen nach Feierabend auf dem Heimweg – all das fällt deutlich schwerer, wenn man die eigenen vier Wände noch gar nicht verlassen hat. Zudem sind die Wege in der Privatwohnung oft deutlich kürzer als am eigentlichen Arbeitsplatz. Das kann bis zur Metamorphose hin zur Couch-Potato führen. Tiefgreifende Einschränkungen im Freizeitbereich der letzten zwei Jahre haben diesen Trend nur noch befeuert.
Auf die 22 Minuten Bewegung pro Tag, wie sie die WHO mindestens empfiehlt, kommen viele dadurch oft nicht mehr.
Falsche Körperhaltung
Die meisten Büro-Arbeitsplätze sind mittlerweile standardmäßig ergonomisch angepasst. Der Schreibtisch hat die passende Arbeitshöhe, der Drehstuhl ist mit Armlehnen und Polsterung versehen und der Monitor individuell anpassbar. Zu Hause ist das häufig anders. Denn nicht jeder hat ein komplett eingerichtetes Büro zu Hause. Viele sitzen daher am Ess- oder Couchtisch, die eine völlig falsche Höhe haben. Auch Küchenstühle oder das Sofa sind nur bedingt zum ergonomischen Sitzen während der Arbeit geeignet. Noch dazu kommt im Homeoffice immer mehr der Laptop zum Einsatz, der allein schon aufgrund seiner baulichen Form eine ungünstige Körperhaltung zur Folge hat.
All diese Punkte belasten die Wirbelsäule und führen zu Verspannungen und Schmerzen. Neben Gelenken und Muskeln können auch Organe betroffen sein, was zu schleichenden Krankheitsbildern führt, die oft zu spät erkannt werden. Besonders häufig sind dabei die Rippen betroffen. Durch Fehlhaltung wird Druck auf die Rippenbögen ausgeübt, was schlussendlich Schmerzen in der Brustwirbelsäule nach sich zieht. Auch Magen und Darm kann eine solche ständige Druckbelastung mächtig zusetzen. Sodbrennen und Verdauungsprobleme können die Folge sein.
Genauso problematisch sind Druckbelastungen an Armen und Beinen. Besonders bei Personen von eher kleiner Statur bekommen das zu spüren. Zu hohe Stühle mit harter Kante drücken gegen die Schenkelunterseite. Ebenso verhält es sich mit Tischkanten, wenn man sich aufgrund der falschen Sitzhöhe zu lange mit Unterarmen oder Ellenbogen darauf abstützt.
Unsere Empfehlung
Oftmals reicht es, ein paar wichtige Kleinigkeiten zu beachten, um auch im Homeoffice fit und leistungsfähig zu bleiben.
Behandeln Sie Ihren Arbeitsplatz zu Hause genauso wie den im Büro. Unpassende Sitzhöhen lassen sich in der Regel einfach mit Sitzkissen ausgleichen. Außerdem sollten Sie trotz bequemer Alternativen nach Möglichkeit immer an einem festen (Schreib-)Tisch arbeiten. Achten Sie dabei darauf, dass Ihre entspannt auf dem Boden stehen und Ihre Unterarme entspannt auf der Tischplatte liegen mit genügend Abstand zur Kante.
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen sie in jedem Fall mit der Anschaffung eines Stehpults. Stabile Aufsätze für den Schreibtisch gibt es mittlerweile schon für kleines Geld. Gerade wenn die Tätigkeit im Homeoffice sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, lohnt sich die Investition. Besonders das Arbeiten an Laptop oder Tablet wird dadurch deutlich erleichtert. Aber auch größere Konstruktionen für einen oder mehrere Bildschirme sind unkompliziert zu bekommen.
Ein solcher Stehpult-Aufsatz löst direkt zwei Probleme auf einen Streich. Oben genannte Fehlhaltungen werden reduziert und durch das Stehen neigt man auch weniger zur Bewegungs-Muffelei. Außerdem kann die körperliche Bewegung auch das Gehirn „beweglicher“ machen. Studien belegen: Menschen, die regelmäßig im Stehen arbeiten, sind dabei besser gelaunt, konzentrierter und auch kreativer als bei rein sitzenden Tätigkeiten.
Wenn ihr diese paar wenigen Verhaltensregeln beherzigt, steht einem gesunden Arbeiten im Homeoffice nichts mehr im Wege. Euer Körper wird es euch danken.
Weitere hilfreiche Ratschläge und Anregungen für den Alltag findet ihr unter unserem Schlagwort Alltagstipps.