Das Problem mit angeblichen Superfoods – Eine Marketing-Lüge?

Das Problem mit angeblichen Superfoods - Eine Marketing-Lüge?
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Superfoods – immer wieder werden uns neue exotische Früchte, Samen oder Wurzeln als unschlagbare Vitamin- oder Mineralstoffquelle verkauft. Doch was ist eigentlich dran an diesen angeblich so gesunden Lebensmitteln? Und gibt es nicht auch regionale Produkte mit denselben Inhaltsstoffen und einer deutlich besseren Ökobilanz? Wir räumen auf mit Irrtümern und falschen Versprechen und zeigen euch sinnvolle Alternativen.

Was sind Superfoods eigentlich?

Direkt vorab schon einmal ein besonderer Hinweis: Der Begriff Superfood ist weder geschützt noch genau definiert. Die Marketing-Abteilungen großer Lebensmittelhersteller und Handelsketten nutzen diese Deklaration immer wieder, um Lebensmittel anzupreisen, die ein überdurchschnittliches Maß eines entsprechenden Inhaltsstoffes ausweisen (und sich deshalb teuer verkaufen lassen). Das reicht von Vitamin C über Ballaststoffe bis hin zu (dem Endkunden) unbekannten Stoffen mit komplizierten Namen. Gojibeeren, Quinoa, Chia, Topinambur, Hanf – die Liste der Superfoods ist lang.

Wo liegt nun das Problem bei diesen Lebensmitteln?

Dürftige Studienlage, großer Spielraum

Allzu oft ist die vermeintlich gesunde Wirkung entweder gar nicht oder nur unter Laborbedingungen an Zellkulturen belegt. Die Crux an dieser Methode ist, dass isolierte Zellen einem konzentrierten Stoff ausgesetzt werden, welcher im Körper oftmals in dieser Form gar nicht bei der Zelle ankommt, da er vorher bereits verstoffwechselt wird. Verschiedene Antioxidantien, die über die Nahrung aufgenommen werden, verlieren so ihre angebliche Wirkung, die vorher einwandfrei wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte. 

In anderen Fällen wird der gesundheitsförderliche Effekt eines Superfoods künstlich aufgebauscht, während der tatsächliche Nutzen deutlich hinter den Versprechungen zurückbleibt. Kiwis beispielsweise sind ein hervorragender Vitamin C Lieferant. Aber täglich drei Kiwis zu essen verbessert nicht unser Immunsystem, sondern sorgt allenfalls dafür, dass es verlässlich auf Normalniveau arbeitet.

Übrigens: Ein aktiver Gesundheitsnutzen darf nach geltendem EU-Recht nur propagiert werden, wenn entsprechende Studien dafür vorliegen. Zu Aroniabeeren, Gojibeeren oder Moringa beispielsweise liegen keine Studien vor, die eine gesundheitsfördernde Wirkung diagnostizieren würden. Das hindert die Werbung allerdings nicht daran, diese Lebensmittel mit dem anderen, bereits eingangs genannten Prädikaten zu versehen. Denn es zählt leider nur der Wortlaut des Werbenden und nicht das, was der Verbraucher damit assoziiert oder selbst schlussfolgert.

Vernachlässigbare Wirkung in verarbeiteten Produkten

Nur weil eine bestimmte Menge eines Lebensmittels in unverarbeiteter Form einen positiven Effekt auf den Körper hat, heißt das nicht, dass dies auch für verarbeitete Produkte gilt. Plumpes Weißmehl-Toastbrot erzielt keine positive Wirkung, nur weil dem Teig ein kleiner Prozentsatz Chia oder Quinoa untergemischt wurde. Und ein zuckerreicher Müsliriegel wird nicht gesünder, indem man ihm verschwindend kleine Mengen an getrockneten Früchten beimengt. Aber in den Köpfen der Kunden macht es sich natürlich hervorragend.

Minuspunkte bei Nachhaltigkeit und Lebensmittelsicherheit

Wir in Deutschland haben uns mittlerweile daran gewöhnt, dass hierzulande produzierte Lebensmittel durch strenge Kontrollen eine hohe Qualität aufweisen. Diese Standards gelten jedoch nicht für Importware aus fernen Ländern. Gerade beim Einsatz von Pestiziden ergeben sich doch deutliche Unterschiede zu den bei uns geltenden Bestimmungen. Außerdem konkurrieren mittlerweile große Monokultur-Plantagen mit herkömmlichen Anbauflächen für Grundnahrungsmittel. Die Produktion für den Export in ferne Industrienationen verteuert somit den Lebensmittelpreis im eigenen Land.

Auch in puncto CO2-Bilanz tun sich die meisten Superfoods alles andere als positiv hervor. Die langen Transportwege per Flugzeug oder Schiff vertiefen den ökologischen Fußabdruck jedes Konsumenten beträchtlich.

Gesunde Alternativen aus heimischem Anbau

Wusstet ihr, dass unsere heimische Schwarze Johannisbeere mehr Vitamin C enthält als aus China importierte Gojibeeren? Oder hättet ihr vermutet, dass deutscher Hafer fast genauso viel Eisen und Eiweiß enthält wie Quinoa aus Peru? Vermutlich nicht, denn genau darauf stützt sich ja die ganze Idee mit den exotischen Superfoods.

Die notwendigen Infos sind oft nur ein paar Klicks entfernt. Das Portal Verbraucherzentrale.de beispielsweise hat eine gute Übersicht zu Superfood-Alternativen zusammengestellt. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier: Superfood-Alternativen

Wer trotzdem nicht komplett auf liebgewonnene Lebensmittel und Produkte verzichten möchte, dem sei gesagt, dass es vieles inzwischen auch schon Made in Germany gibt. Am Steinhuder Meer in Niedersachsen werden Gojibeeren geerntet und in der Lüneburger Heide bauen Landwirte bereits erfolgreich Quinoa an. Auch für den eigenen Garten gibt es eine ganze Reihe exotischer Nutzpflanzen zu kaufen.

Wenn ihr euch generell für Themen rund um das Thema Essen und Ernährung interessiert, findet ihr hier viele passende Beiträge: Schlagwort Ernährung

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