Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe – Segen oder Gefahr? Teil 3

Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe Teil 3
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Nachdem wir in Teil 1 und Teil 2 über die verschiedenen zugelassenen Süßungsmittel und unseren Blutzuckerspiegel informiert haben, wollen wir uns in diesem Teil mit der Frage beschäftigen, ob Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe vielleicht doch nicht so gesund sind wie sie auf den ersten Blick erscheinen.

Viele Interessen sind mit der Frage verbunden, ob Zucker und Zuckerersatzstoffe gesundheitliche Schäden auslösen, die Zuckerindustrie, die Lebensmittelindustrie, die Getränkeindustrie und die Süßstoffproduzenten sind hier an erster Stelle zu nennen. Diese Industrien haben kein Interesse daran, dass Studien mit eindeutigen Ergebnissen produziert werden. Es sei denn, es wird den Stoffen Unbedenklichkeit bescheinigt.

Was bedeutet übrigens et al.? et al. verwendet man, wenn man möglichst nur einen Autor eines ganzen Autoren-Kollektivs angeben möchte, es ist eine lateinische Abkürzung und bedeutet soviel wie „und andere“. Da wir in den folgenden beiden Teilen häufig aus Studien und Publikationen zitieren wollen, wollten wir euch darüber informieren.

Das Material zu den Risiken und Gefahren durch Zucker und Süßstoffe war so umfangreich, dass wir uns entschlossen haben, es in zwei Teilen zu veröffentlichen. Hier nun Teil 3 der vierteiligen Serie, der sich mit folgenden Themen beschäftigt:

  • Kritische Bewertung der Studien
  • Das Thema Zucker
  • Die Problematik von künstlichen Süßstoffen
  • Süßstoff und Metabolisches Syndrom / MetSyn / Diabetes

Kritische Bewertung der Studien

Schwierig ist die Herstellung von guten Studien. Die Forderung, nur doppelt verblindete randomisierte Studien herzustellen wird von Seiten der Wissenschaft als Ideal zu Recht erhoben. Was sind das für Studien? Hier der Text, den wir bereits in unserem Artikel zum Placebo Effekt publiziert haben:

Wie bekannt werden Medikamente einer genauen Wirkungsprüfung unterzogen bevor sie zugelassen werden. Dies sind die so genannten Phase I, II und III Studien, die auch Laien bei der Zulassung der Corona Impfstoffe kennengelernt haben. Man spricht bei solchen Studien von randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindstudien. Doppelblind heißt, dass für eine Studie mindestens zwei Gruppen von Probanden ausgewählt werden, die möglichst in etwa gleich groß sein sollten. Die eine Gruppe erhält den Wirkstoff (das Verum), die andere Gruppe erhält ein Placebo. Placebo bedeutet hier, dass keinerlei Wirkstoff in dem Stoff, den die Patienten zu sich nehmen, enthalten sein darf. Kein Patient weiß, in welcher der beiden Gruppen er sich befindet („blind“), weil Wirkstoff und Placebo gleich aussehen. Randomisierung bedeutet, dass die Zulassung der Probanden zu den beiden Gruppen nach dem Zufallsprinzip erfolgt. Auch die Ärzte, die die Studie praktisch durchführen, wissen nicht, welcher Patient in welcher Gruppe ist, deshalb „doppelblind“. Hier der Link zum Placebo Artikel.

Es handelt sich bei Studien zu unserem Thema nicht um eine Medikamentenzulassung, dennoch wird in der medizinischen Forschung immer dieses Prinzip angewandt, wenn es möglich ist. Und da kommen bereits große Probleme auf uns zu. Jeder Teilnehmer an einer solchen Studie weiß ganz genau, was er zu sich nimmt, ob Zucker, Süßstoff oder gar nichts. Auch die Wissenschaftler, die die Daten aufnehmen und verarbeiten, wissen und müssen dies auch wissen, wer was zu sich nimmt.

Solche Studien sind notgedrungen Langzeitstudien, manchmal im Zeitraum von Jahrzehnten. Es leuchtet wohl jedem ein, dass wir zur Gefährlichkeit von Zucker keine Aussage machen können, wenn die Teilnehmer nur 1 Woche oder einen Monat Zucker zu sich nehmen. Schwierig ist bei solchen Langzeitstudien auch, dass man möglichst nach einer Ursache für etwas sucht, damit man Klarheit hat. Das Leben über ein Jahrzehnt und länger ist jedoch so vielen Veränderungen unterworfen, dass es sehr schwierig ist, eine Ursache für zum Beispiel die Entstehung einer Krankheit zu benennen.

Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen, warum Menschen beispielsweise Diabetes Typ II bekommen. Falsche Ernährung, zu viel Zucker, Fett und Kohlenhydrate, zu wenig Bewegung, Aufnahme von Giftstoffen, Medikamenteneinnahme (Schmerzmittel) sind einige Gründe, warum man zuckerkrank werden kann. Wir liegen aber sicher richtig, wenn wir sagen, dass ein übermäßiger Zuckerkonsum zu Diabetes Typ II führen kann, wenn man das über viele Jahre so betreibt.

Ihr seht also, es gibt gute Gründe dafür, weshalb man bei unseren so genannten Zivilisationskrankheiten nicht einfach die eine Ursache benennen will und kann, weil unser Leben zu komplex ist und von vielen Faktoren beeinflusst wird.

Thema Zucker

Wir wollen hier nicht die ganze Litanei, weshalb übermäßiger Zuckerkonsum schädlich ist, wiederholen, das weiß jeder. Es gibt aber einen Aspekt, den würden wir gern an dieser Stelle diskutieren. In einer Studie von Malik et al. wurden so genannte SSB = sugar sweetended beverages untersucht.

Was ist das? Viele Hersteller haben ihre Getränke mit Zucker (Saccharose, Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt oder Fruchtsaftkonzentraten) hergestellt. Das hat dazu geführt, dass der Pro-Kopf-Konsum von SSB zwischen 1970 und 2006 von 64 auf 141 Kalorien pro Tag gestiegen ist (USA).

Hier einmal die Schlussfolgerungen, die die Autoren aus ihrer Meta-Analyse ableiten:
Die Ergebnisse unserer Meta-Analysen* zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen SSB-Konsum und dem Risiko für das metabolische Syndrom** und Typ-2-Diabetes. Auf der Grundlage von Koeffizienten aus drei prospektiven Kohortenstudien mit 19.431 Teilnehmern und 5.803 Fällen von metabolischem Syndrom hatten Teilnehmer in der höchsten Verzehrskategorie ein 20 % höheres Risiko, ein metabolisches Syndrom zu entwickeln, als Teilnehmer in der niedrigsten Verzehrskategorie. Bei Typ-2-Diabetes, basierend auf Daten aus acht prospektiven Kohortenstudien (neun Datenpunkte) mit 310.819 Teilnehmern und 15.043 Fällen von Typ-2-Diabetes, hatten Teilnehmer in der höchsten Kategorie des SSB-Konsums ein 26 % höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als Teilnehmer in der niedrigsten Kategorie des Konsums.

Zusammenfassend hat diese Meta-Analyse gezeigt, dass ein höherer Konsum von SSB signifikant mit der Entwicklung des metabolischen Syndroms und Typ-2-Diabetes verbunden ist. Dies ist ein weiterer Grund dafür, den Konsum dieser Getränke einzuschränken und stattdessen gesunde Alternativen wie Wasser zu verwenden, um das mit Fettleibigkeit verbundene Risiko für chronische Krankheiten zu verringern.“ Übersetzung durch DeepL.com

Hier die Meta-Analyse:
Malik V S et al, Sugar-Sweetened Beverages and Risk of Metabolic Syndrome and Type 2 Diabetes, Diabetes Care 33:2477–2483, 2010, DOI: 10.2337/dc10-1079

* Eine Meta Analyse sammelt die Daten verschiedener Studien zu einem Thema und entwickelt daraus ein umfassenderes Wissen, indem die Ergebnisse verglichen und miteinander kombiniert werden.
** metabolisches Syndrom: Die Experten streiten sich darüber, wann man von einem MetSyn reden kann. Hier unser Vorschlag, der mit den meisten Definitionen übereinstimmt.
Als Metabolisches Syndrom bezeichnet man die Kombination mehrerer Erkrankungen oder Symptome. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die häufigste Todesursache bei uns, können in der Regel auf das „tödliche Quartett“ zurückgeführt werden. Quartett deshalb, weil 4 Aspekte zum Metabolischen Syndrom zusammengeführt werden:

  • Übergewicht (Adipositas)
  • ein gestörter Fetthaushalt
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • erhöhter Blutzuckerspiegel

siehe auch unsere Serie zur Alkoholischen und Nicht-alkoholischen Fettleber – Teil 4:
https://abeautifulhealth.org/blog-beitraege/alkoholische-und-nicht-alkoholische-fettleber-teil4/

Die Problematik von künstlichen Süßstoffen

In Teil 2 haben wir euch ja beschrieben, wie unser Blutzuckerspiegel reguliert wird. Was aber passiert im Organismus, wenn einerseits unser Körper auf Süße reagiert, obwohl keine Kalorien verabreicht wurden? Ist dies nicht für unser Regulationssystem eine schizoide Situation? Mit dieser Frage haben sich einige Studien und Publikationen auseinandergesetzt. Natürlich gibt es dazu keine abschließenden Erkenntnisse. In einer Studie zu den Auswirkungen von Süßstoffen auf das Darmmicrobiom beschreiben die Autoren die aktuelle Situation ganz anschaulich:

Die wachsende Besorgnis über die zunehmende Prävalenz* von Fettleibigkeit und den damit verbundenen Stoffwechselerkrankungen hat zu einer Verringerung des Verzehrs von Einfachzuckern und zu einem Anstieg der Aufnahme von NNS und LCS** geführt. So wurden Süßstoffe, die als Zuckeralternativen erscheinen, von der FDA (amerikanische Zulassungsbehörde), der EFSA (EU Behörde) und dem Codex Alimentarius (der Codex Alimentarius umfasst Standards der Vereinten Nationen für zahlreiche Lebensmittel) kritisch bewertet und gelten als sicher und gut verträglich. Einige prospektive Langzeitstudien geben jedoch Anlass zu der Sorge, dass der Verzehr von künstlichen Süßstoffen tatsächlich zur Entwicklung von Stoffwechselstörungen beitragen könnte, die zu Fettleibigkeit, T2D*** und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen (101). Übersetzung durch DeepL.com

* DocCheck: Als Prävalenz bezeichnet man die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt.
** Süßstoffe (englisch NNS = non nutritive sweeteners), LCS (LCS = low calorie sweeteners, Zuckeraustauschstoffe) werden in den zumeist auf Englisch publizierten Studien so abgekürzt im Gegensatz zu den SSB, also den zuckerhaltigen Lebensmitteln oder Süßungsmitteln
*** T2D: Diabetes Typ 2 (Type 2 Diabetes)

Ruiz-Ojeda F J et al. Effects of Sweeteners on the Gut Microbiota: A Review of Experimental Studies and Clinical Trials, Adv Nutr 2019;10:S31–S48; doi: https://doi.org/10.1093/advances/nmy037.
101: Swithers SE, Shearer J. Obesity: sweetener associated with increased adiposity in young adults. Nat Rev Endocrinol 2017;13:443–4.

Süßstoff und Metabolisches Syndrom / MetSyn / Diabetes

Ein Rundbrief zu einer Untersuchung der American Heart Association, verfasst von Lutsey et al., ist ganz interessant für diese Indikation:
Während der 9-jährigen Nachbeobachtungszeit entwickelten fast 40 % der 9514 Männer und Frauen mittleren Alters, die in diese Analyse einbezogen wurden, MetSyn. Der Verzehr einer westlichen Ernährungsweise, von Fleisch, frittierten Lebensmitteln und Diätlimonade stand in einem negativen Zusammenhang mit dem Auftreten von MetSyn, während der Verzehr von Milchprodukten schützend wirkte. Es wurde kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von MetSyn und dem Verzehr einer umsichtigen Ernährungsweise, von Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, raffinierten Körnern, Nüssen, gesüßten Getränken und Kaffee festgestellt.(…)
… weiter:
Diät-Soda wurde auch positiv mit dem Auftreten von MetSyn in Verbindung gebracht, wobei die Personen im höchsten Drittel des Konsums ein 34 % höheres Risiko hatten als die im niedrigsten Drittel. Die Stärke dieses Zusammenhangs war überraschend. Sie stimmt jedoch mit den jüngsten Daten der Framingham Heart Study überein, die ein um 56 % erhöhtes MetSyn-Risiko bei denjenigen feststellte, die täglich eine Portion Diätlimonade konsumierten. Darüber hinaus wiesen Diabetiker, die Diätlimonade konsumierten, in einer kürzlich durchgeführten Querschnittsstudie eine schlechtere Blutzuckereinstellung auf als Diabetiker, die keine Limonade konsumierten.
Übersetzung durch DeepL.com

Lutsey P L et al., Dietary Intake and the Development of the Metabolic Syndrome: The Atherosclerosis Risk in Communities Study, Circulation. 2008;117:754-761; originally published online January 22, 2008; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.107.716159

Dhingra R et al., Soft drink consumption and risk of developing cardiometabolic risk factors and the metabolic syndrome in middle-aged adults in the community. Circulation. 2007 Jul 31;116(5):480-8. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.107.689935. Epub 2007 Jul 23. Erratum in: Circulation. 2007 Dec 4;116(23):e557. PMID: 17646581.

In Teil 4 wollen wir uns mit den Indikationen Übergewicht, Darmflora, Krebs, Ischämischer Schlaganfall und Alzheimer Demenz befassen, die durch Süßstoffe beeinflusst werden.

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