Long Covid und Post Vac – Teil 2

Long Covid Teil 2
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Gastautor: Dirk Brandl, Sprecher Network Globalhealth

Bundesärztekammer, Robert-Koch Institut, Bundesministerium für Gesundheit, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, all diese offiziellen Institutionen unseres Gesundheitssystems haben zu Long Covid Stellungnahmen abgegeben. Besonders hervorgehoben werden soll die Leitlinie S1 verschiedener Fachgesellschaften, die dort zusammengearbeitet haben und die ebenfalls eine Patientenleitlinie gemeinsam mit Betroffenen publiziert haben.

Ich möchte hier die wichtigsten Informationen für euch zusammenstellen, damit ihr einen guten Überblick über den aktuellen Stand der öffentlichen Informationen gewinnen könnt.
Zunächst finde ich gut, dass niemand das Phänomen Long Covid leugnet. Alle Institutionen haben sich bemüht, ihre Kompetenz einzubringen in die Erkenntnis der Zusammenhänge, die zu Long Covid führen. Das ist hier durchaus einmal positiv zu bewerten.

Definition Long Covid

Zunächst einmal: Es gibt einige ehemals Infizierte mit dem SARS-CoV-2 Virus, die auch nach der akuten Infektion weiterhin Beschwerden haben als Folge ihrer Infektion. Dieser ganze Komplex wird mit Long Covid bezeichnet.
Zur Definition von Long Covid, siehe auch die Abbildung des Robert Koch Institut:

  • 4 Wochen – der Zeitraum von der Ansteckung mit den akuten Nebenwirkungen
  • 4 Wochen bis 3 Monate ist die erste Phase von Long Covid
  • Alles, was länger als 3 Monate dauert, wird Post-Covid-Syndrom (PCS) genannt

Zusammenfassung aktueller Wissensstand zu Long Covid

Hier nun kurz zusammengefasst die Infos, auf die ich in den nächsten Artikeln noch näher eingehen möchte:

  • Die genaue Ursache für Long Covid ist noch nicht bekannt. Es kann auch bei anderen Viren (z.B. Vogelgrippe) längere Auswirkungen geben.
  • Es gibt zahlreiche Symptome, die mit Long Covid einhergehen.
  • Es hängt nicht von der Schwere der Infektion ab, ob Long Covid entsteht, es gibt sowohl Patienten, die nur leichte Symptome während der akuten Erkrankung entwickelt haben, es gibt aber auch Patienten, die auf der Intensivstation gelegen haben.
  • Es gibt Patienten, bei denen Long Covid bereits seit 2 Jahren existiert.
  • Long Covid kann auf die geistige und auf die körperliche Aktivität einwirken.
  • Ob auch die Impfung zusätzlich zur Infektion Einfluss nimmt ist ebenfalls noch nicht geklärt.
  • Es gibt sehr unterschiedliche Angaben, bei wieviel % der Infizierten Long Covid auftritt.
  • Unbekannt ist auch, ob es sich bei Long Covid um eine eigenständige Erkrankung handelt.
  • Die Symptome von Long Covid können sich von denen der akuten Infektion unterscheiden, das deutet zumindestens darauf hin.

Abkürzungen im Zusammenhang mit Long Covid

Ich würde an dieser Stelle gern noch auf einige Abkürzungen eingehen, auf die ihr immer wieder stossen werdet, wenn ihr euch mit Long Covid beschäftigen wollt. Die Erläuterungen habe ich den Patientenleitlinien entnommen.

Brainfog: Der Begriff ist schon länger im Gebrauch (ca. seit 1815 als “Verdunklung des Bewusstseins”). Er beschreibt das Gefühl der Benommenheit im Kopf, als ob zu viel Alkohol getrunken worden wäre, und den Eindruck, sich nicht mehr klar konzentrieren zu können. Alles um die Betroffenen wirkt irgendwie verlangsamt. Manche beschreiben es auch als ein Gefühl, als hätte man Watte im Kopf oder ein starkes Druckgefühl im Kopf. Die Ursachen können vielgestaltig sein. Es gibt keine eindeutige Ursache. Denkbar sind u.a. Mangel an Nährstoffen, Vitaminen, Flüssigkeit und/oder Schlaf sein. Durchaus führen auch Herzrhythmusstörungen oder Entzündungen zu “Brainfog”. Auch Veränderungen im Gehirn durch das Virus können dazu führen. Wichtig ist die Abgrenzung zum Delir und zur Demenz.

CFS: Chronisches Fatigue-Syndrom: Komplexes chronisches Krankheitsbild mit Fatigue, das anhand bestimmter klinischer Kriterien und im Ausschlussverfahren diagnostiziert wird. Eine alternative Bezeichnung lautet Myalgische Enzephalomyelitis, kurz ME. Der ICD-10-Code lautet G93.3.

Fatigue: Eine zu den vorausgegangenen Anstrengungen unverhältnismäßige, durch Schlaf nicht zu beseitigende und damit krankhafte Erschöpfung körperlicher, geistiger und/oder seelischer Art. Sie kommt bei verschiedenen Krankheiten vor. Zum Beispiel Tumorfatigue (begleitend zu einer Krebserkrankung/behandlung), postvirale Fatigue (in Folge einer Virusinfektion) oder chronische Fatigue (länger als drei Monate anhaltende Fatigue).

ICD-10-Code: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die verschiedenen Krankheiten in unterschiedliche Diagnosegruppen eingeteilt. Innerhalb dieser Gruppen hat jede Erkrankung, die als solche von der WHO anerkannt worden ist, eine Kurzbezeichnung bekommen. Dies ist der ICD-10-Code. Der ICD-10-Zusatz- Code für den “Zustand nach COVID-19″ im Sinne eines Post-COVID- Syndroms (PCS) lautet U09.9!. Manche Zustände des Körpers haben (noch) keinen eigenen ICD-Code und werden mit einem Überbegriff verschlüsselt (z.B. im Falle des POTS mit dem Überbegriff “Orthostatische Intoleranz” (ICD-10: I95.1).

Pacing: Individuell angepasstes Energie- und Aktivitätsmanagement zur Vorbeugung der Symptomverschlechterung bei Fatigue und Belastungsintoleranz mit PEM.“Pacing” wird als ein zentrales Mittel zur Therapie bei postviraler Fatigue und Chronischem Fatigue-Syndrom angewandt.

PCS: Post-COVID-Syndrom. Im Text werden Long- und Post-COVID-Syndrom als PCS zusammengefasst. Es handelt sich nicht um eine offizielle Abkürzung, sondern dient hier der besseren Lesbarkeit.

PEM: Post-exertionelle Malaise steht für eine Verschlechterung der Beschwerden nach selbst geringfügiger körperlicher oder geistiger Anstrengung, wobei die Verschlechterung bei ME/CFS typischerweise noch mindestens 14 Stunden nach der Aktivität und eventuell tage- oder sogar wochenlang anhalten kann. Nach COVID-19 ohne ME/CFS kann eine kürzere PEM vorliegen. Die Angabe der Dauer der PEM ist somit zur Abgrenzung eines ME/CFS von diagnostischer Bedeutung.

Polyneuropathie: Eine Polyneuropathie (PNP) liegt vor, wenn gleichzeitig mehrere periphere Nerven im Körper nicht richtig funktionieren. Infektionen, Toxine, bestimmte Arzneimittel, Krebs, Nährstoffmangel, Diabetes, Autoimmunerkrankungen und andere Erkrankungen können eine Fehlfunktion vieler peripheren Nerven zur Folge haben. Spezielle Formen sind die small fibre Neuropathie (SFN) und large fibre Neuropathie (LFN).

POTS: Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom. Das POTS hat keine eigene ICD-Nummer, kann aber als I95.1 (Orthostatische Intoleranz) erfasst werden. Patienten, bei denen ein POTS diagnostiziert wird, klagen über eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Unverträglichkeit von längerem Stehen. Sie berichten über ein zunehmendes Benommenheitsgefühl oder Leeregefühl im Kopf, Standunsicherheit, Herzrasen, Übelkeit, Schwäche, Zittern, Ängstlichkeit, das Bedürfnis sich hinzusetzen oder hinzulegen. Manche Patienten werden auch ohnmächtig. Die Beschwerden treten typischerweise beim Aufrichten (Aufsetzen, Aufstehen) auf und bessern sich durch Hinlegen.

Die hier aufgeführten Abkürzungen werden vor allem zur medizinischen Beschreibung und Einordnung von einigen Long Covid Symptomen genutzt.

Symptome bei Long Covid und ihre Häufigkeit

Die hier gezeigte Abbildung entstammt den S1 Leitlinien der Fachgesellschaften für Ärzte.

Auch hierzu eine kurze Erläuterung einiger Begriffe:

Dyspnoe: Als Dyspnoe (von altgriechisch δυσ dys ‚schwierig‘ und πνοή pnoe ‚Atmung‘), deutsch Lufthunger, Atemlosigkeit, Atemnot, Kurzatmigkeit, wird eine unangenehm erschwerte Atemtätigkeit bezeichnet, die auftritt, wenn eine „Diskrepanz zwischen Anforderung an die Atmung und Möglichkeit von Seiten des Patienten“ besteht. Man spricht bei diesem „Gefühl der Anstrengung beim Atmen“ auch von dem (subjektiven) „Gefühl von Lufthunger“ oder von „Luftnot“. Am ehesten trifft noch der Begriff „Atembeschwerden“.

PTBS Symptome: Posttraumatische Belastungsstörung ist eine Nachwirkung einer traumatischen Erfahrung

Diarrhoe: Durchfall

Tinnitus: Geräusche (Pfeifen) im Ohr

Palpitationen: Unter Palpitationen versteht man das subjektive Gefühl, dass das Herz zu schnell und zu stark bzw. unregelmäßig schlägt. Die Patientinnen/Patienten empfinden dies meistens als unangenehm. Palpitationen können harmlos sein, aber auch im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftreten.

Tachykardie: Tachykardie ist ein schneller anhaltender Herzrhythmus mit mehr als 100 Schlägen pro Minute. Symptome wie Schwindel, Benommenheit oder ein Flattern im Brustkorb sind typisch.

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