Galen von Pergamon – Anatom, Chirurg und Philosoph

Galen
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Galenos von Pergamon, heutzutage meist kurz Galen genannt, wurde um das Jahr 129 n.Chr. in eine wohlhabende Familie aus Pergamon (das heutige Bergama in der Türkei) geboren. Wäre es nach seinem Vater gegangen, hätte der junge Galen Karriere als Jurist gemacht oder wäre in die Politik gegangen. Doch es kam anders. Galens Vater, Aelius Nicon, stirbt bereits im Jahre 148 und hinterlässt seinem gerade einmal 19-jährigen Sohn eine beträchtliche Summe Geld. Finanziell abgesichert und frei, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, beschließt Galen, sich der Medizin zu widmen.

So zieht es ihn vorerst nach Smyrna (das heutige Izmir in der Türkei). Hier lässt er sich von dem Arzt Peplos zum Medicus ausbilden und erhält gleichzeitig Unterricht bei dem Philosophen Albinus. Anschließend reist er nach Korinth und gelangt schließlich nach Alexandria in Ägypten. In dessen großer Bibliothek beschäftigt er sich intensiv mit den Klassikern seiner Zeit. Besonders die medizinischen Abhandlungen des Hippokrates und die philosophischen Schriften Platons scheinen es ihm angetan zu haben.

Im Jahr 157 kehrt er dann in seine Heimat Pergamon zurück und arbeitet dort als Arzt und Chirurg für die Gladiatoren des ortsansässigen Amphitheaters. Mit seinen hervorragenden Kenntnissen und Fähigkeiten gelingt es ihm, die Sterblichkeit der Kämpfer drastisch zu senken. Das macht ihn weit über die Grenzen Pergamons hinaus bekannt. Doch bald schon reicht ihm die Tätigkeit in der östlichen Provinz des römischen Reiches nicht mehr. Er strebt nach mehr.

Galens Weg führt nach Rom

Galen in Rom

Vom Ehrgeiz gepackt kehrt Galen nach nur 5 Jahren nach seiner Rückkehr seiner Heimatstadt den Rücken und reist 162 in die Hauptstadt Rom. Hier macht er sich besonders in der gehobenen Bevölkerungsschicht schnell einen Namen. Spätestens die erfolgreiche Heilung des schwer erkrankten Philosophen Eudemus verhilft ihm endgültig zum großen Durchbruch. Auf Anraten des Regierungsbeamten Titus Flavius Boethus beginnt Galen Schriften zu verfassen, öffentliche Reden zu halten und Demonstrationen seines Könnens vor Publikum zu geben. Doch leider macht er sich mit seiner direkten Art zunehmend Feinde unter seinen Mediziner-Kollegen. Wegen ihrer angeblichen Missgunst und ihrem Neid auf seinen Erfolg, kehrt Galen Rom vorerst wieder den Rücken.

Im Jahre 169 kehrt er dann aber auf Bitten des damaligen Kaisers Marcus Aurelius zurück, um dessen Leibarzt zu werden. Auch für die Kaiser Commodus und Septimius Severus war Galen als Leibarzt tätig und begleitete sie auf ihren Reisen. Abseits seiner Aufgaben am kaiserlichen Hof betrieb Galen zahlreiche anatomische Studien und verfasste etliche medizinische Schriften. Viele seiner Theorien und Ansichten waren bis in die Renaissance hinein Grundlage medizinischer Praxis.

Bis zu seinem Tod um das Jahr 216 herum gilt Galen als angesehener und überaus fähiger Arzt, auch wenn seine Popularität im Alter langsam abnahm und er sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzog.

Galens Forschung und Werk

Galens Hauptinteresse galt ganz klar der Anatomie. Allerdings stellte die Gesetzeslage seiner Zeit das Sezieren menschlicher Körper schwer unter Strafe. Dementsprechend griff Galen notgedrungen auf seine gesammelten Erfahrungen bei der chirurgischen Versorgung von Wunden bei den Gladiatoren in Pergamon zurück. Gleichzeitig führte er Versuche und Sektionen an Tieren durch, was gesetzlich erlaubt war. Besonders seine Experimente und Untersuchungen an Berberaffen, einer Makaken-Art, brachten Galen bei seinen Studien entscheidend voran.

So beschrieb Galen Lage, Größe und Funktion etlicher Muskeln bis ins kleinste Detail. Zudem identifizierte er als erster Anatom die Nieren als Harnproduzenten. Von den insgesamt 12 Hirnnerven finden bereits 7 in den Abhandlungen Galens Erwähnung. Sein Gesamtwerk war von unschätzbarem Wert für Medizinier der nächsten Jahrhunderte. Doch ehrlicherweise waren Galens Hypothesen auf einigen Gebieten aus moderner Sicht mit einigen Fehlern behaftet. Er hielt beispielsweise konsequent an der Vier-Säfte-Lehre des Hippokrates fest und spezifizierte sie sogar noch. Ebenso vertrat er die Auffassung, die Zirbeldrüse sei ein zentrales Organ des Blutkreislaufes.

Seine fehlenden Möglichkeiten zu systemtaischen Autopsien des menschlichen Körpers gepaart mit seinem übergroßen Selbstbewusstsein brachten Galen vielfach zu grundsätzlich falschen Theorien. So übertrug er viele seiner Beobachtungen bei Tieren unreflektiert auf den Menschen. Auf diese Weise stellte er Prinzipien auf, die erst ab dem 16. Jahrhundert hinterfragt und wissenschaftlich widerlegt wurden. Das ergibt gut 1.400 Jahre irrtümlicher Lehrinhalte in der Medizin.

Galens Bedeutung für die moderne Medizin

Galen und die Pharmazie

Auch wenn Galen von Pergamon nicht mit allen seinen Theorien und Lehren recht hatte, so hat sein Lebenswerk bis in die heutige Zeit die Medizin entscheidend geprägt. „Für Diagnosen muss man beobachten und folgern“, war sein Leitspruch. Eine Philosophie, welche auch die heutige Diagnostik noch maßgeblich bestimmt. Etliche seiner anatomischen Beschreibungen sind bis in unsere moderne Zeit unverändert Teil des medizinischen Studiums angehender Ärzte.

Seine Lehren über die Herstellung und Wirkung von Arzneimitteln prägten den Begriff der Galenik, welcher in der modernen Pharmakologie Verwendung findet.

 

Sämtliche Teile dieser Beitragsreihe findet ihr übrigens unter dem Schlagwort Pioniere der Medizin.

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