Ein Gastartikel von Volker Schrader
Akt 1: Gesundheitspolitik und Klimapolitik – eine Analogie
Ängste sind treibende Kräfte unserer Befindlichkeit. Sie können Gesundheit schädigen, sie können uns zu Handlungen treiben, die wir ohne sie nicht durchführen würden, sie können in uns Alpträume hervorrufen. Ängste sind aber auch innere Motivatoren. Schlecht ist es, wenn sie missbraucht werden. Missbraucht für die Steigerung des Konsums, missbraucht für den Gang zum Arzt, missbraucht für Krieg und Manipulation.
Seit Ende des zweiten Weltkriegs hat sich unsere Welt geändert. Heute ist es eine andere Welt, ganz anders als die, in die ich geboren wurde. Ich möchte in den folgenden Artikeln einmal aufzeigen, wie sehr verschiedene Bereiche unserer politischen Wirklichkeit sich dennoch analog entwickeln. Ich habe, weil diese beiden Themen sich einfach gut dafür anbieten, die Kommunikation über die aktuelle Klimapolitik und über die Situation unserer Gesundheitspolitik gewählt, um mein Anliegen vorzutragen. Die geneigten Leser mögen mir verzeihen, dass ich bei diesen Themen das Stilmittel der Polemik gewählt habe, weil es mir eine Herzensangelegenheit ist, meine Wahrnehmung unserer gesellschaftlichen Situation im Zusammenhang mit krank machenden Faktoren sehr pointiert darzustellen.
Über Phantome
Meine Erkenntnis, die ich in dieser Publikation vermitteln möchte, ist, dass unsere Wahrnehmung und unsere Überzeugungen – und natürlich dadurch auch unser ganz reales alltägliches Leben – von Phantomen beherrscht werden. Diese können auf alle Lebensbereiche Einfluss nehmen, uns quälen und uns zu der Überzeugung leiten, dass wir nichts taugen, dass die Ursache für unseren Zustand in uns selbst zu finden ist und wir diejenigen sind, die zu Recht ein schlechtes Gewissen haben müssen, dass also in Wirklichkeit wir die Kranken sind. Die Tatsache, dass diese Phantome in unserer heutigen Zeit sehr zahlreich anzutreffen sind, lässt den Schluss zu, dass wir oder zumindest irgend jemand sie dringend benötigt.
Beginnen wir mit der Klimapolitik
Dass das Klima sich verändert, ist unstrittig. Es ist ebenfalls unstrittig, dass diese Tatsache Folgen für unser Leben hat. Strittig ist allerdings, worin die Ursachen zu sehen sind und wer dabei Schuld trägt oder zumindest mitverantwortlich ist.
Wenn man die aktuelle Berichterstattung zum Klimawandel verfolgt, bekommt man automatisch ein schlechtes Gewissen. Wir alle scheinen Schuld zu sein an dem Dilemma, das uns in unser Verderben stürzen wird. Schuld, weil wir alle uns nicht genug um unseren Planeten kümmern, weil wir die Umwelt zerstören, weil wir Verbrennerautos fahren und weil wir unseren Kindern eine zerstörte Welt hinterlassen. Hier begegnen wir dem Phantom 1. Nennen wir es Anthropozentrismus.
Denn Schuld können wir gar nicht tragen, Schuld haben wir nur gegenüber Dingen, Bedingungen oder Zuständen, die uns aufgetragen sind. Zum Beispiel unsere Kinder, die von den radikalen Klimakämpfern in jungen Jahren traumatisch mit apokalyptischen Horrorszenarien seelisch vollgefüttert werden. Durch diese einseitige Manipulation wird den Kindern die Zukunft geraubt, nicht durch das Wetter.
Wir haben weder Schuld noch Verantwortung gegenüber unserem Planeten und schon gar nicht gegenüber kosmischen Phänomenen. Dies wäre ein zutiefst schädlicher, blasphemischer Anthropozentrismus. Wir sind ein Teil und zwar ein sehr schwacher und kleiner Teil unseres Planeten und ein noch kleinerer Teil des ganzen Universums. Terra steht uns nicht als Gegenstand gegenüber. Alles andere ist Gotteslästerung.
In der Antike gab es Götter, danach einigte man sich auf einen erhabenen Gott. Heute scheinen die Götter in jedem Kreissaal massenhaft in die Welt zu purzeln. Natürlich, sinnvolle Aufbauarbeit wie nach dem zweiten Weltkrieg kann man ja auch nicht mehr leisten. Unsere Welt hier in Europa ist fertig, alle Spielplätze schon gebaut. Da bleibt einem auch nichts Anderes übrig als alles kaputt zu machen oder eben Gott zu spielen.
Wie wir alle wissen, sind wir aus dem Paradies verstoßen, weil wir vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Heute gleitet dieses giftige Mal direkt als Diarrhöe in die Klärgrube, denn Wissen ist nicht identisch mit Bewusstsein und kann sehr weit von Erkenntnis entfernt sein.
Niemand ist auf Weltkriege vorbereitet gewesen, und viele haben sie doch überlebt außer den gefallenen Soldaten und Zivilisten. Wir brauchen kein apokalyptisches Geschrei, es sei denn zu Marketingzwecken, um Furcht zu verbreiten.
Dass sich eine Generation zu Engeln verklärt gegenüber Kindern, die noch gar nicht geboren sind, und denen sie offensichtlich nichts Eigenes zutrauen, ist schon skurril. Dafür wird dann Bilder- und Maschinenstürmerei betrieben ganz im Geiste der Taliban mit der Sprengung der riesengroßen buddhistischen Statuen in Afghanistan, dem Beschmieren des Brandenburger Tores oder einem Tortenangriff auf die Mona Lisa.
Wer ist schuld an was?
Mitverantwortung wäre eine Option zumindest gegenüber Umweltsündern, die unsere Natur mit z. B. Glyphosat vergiften oder ähnlich giftigen Substanzen, oder den Kriegstreibern und den Rüstungskonzernen, die ganze Länder in Schutt und Asche legen, der Fleischindustrie, die jede Achtung gegenüber dem Leben überhaupt verloren hat, den Jägern und Wilderern, die täglich Artenvielfalt vernichten. All das wird von Menschen betrieben, die verroht und ohne Gewissen sind. Die tragen tatsächlich Mitverantwortung. Da sollte es keine Toleranz geben, denn sie zerstören unsere Lebensbedingungen durch kriminelle Aktivitäten gegenüber Menschheit, Menschlichkeit und Natur.
Doch zurück zum Klimawandel: Die Ursachen des Klimawandels sind wissenschaftlich umstritten. Wissenschaftliche Untersuchungen sollten mit Argwohn studiert werden, denn die Ergebnisse sind so schlau wie die Menschen, die die Fragen an den wissenschaftlichen Gegenstand stellen und in der Lage sind, schlaue Hypothesen zu entwerfen.
Ohne das Studium der aristotelischen Logik, der Heisenbergschen Unschärferelation, der Kenntnis von Idealismus, Materialismus und der Dialektik oder des Dualismus, lässt sich ein wissenschaftlicher Gegenstand nicht einmal definieren.
Was hier mit Wissenschaft verwechselt wird, ist Erbsenzählerei, ohne zu wissen, was Erbsen überhaupt sind. Eine gesunde Skepsis gegenüber scheinbar wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Ursachenforschung über den Klimawandel ist gewiss nicht unangebracht.
Was für die wissenschaftliches Aufarbeitung des Klimas gilt, gilt gleichermaßen für jeden Erkenntnisgewinn in der Medizin. Die Universitäten können ohne Fremdmittel nur noch in ganz geringem Maße Studien durchführen, sie sind zutiefst abhängig von ihren Geldgebern. Medizin und Klimawissenschaften können eigentlich beide nur dann tiefere Erkenntnis erlangen, wenn sie den oben angedeuteten Prämissen folgen. Stattdessen werden keine Erkenntnisse gewonnen, sondern Ergebnisse publiziert, die vielfach die Interessen der Auftraggeber widerspiegeln.
Aus eigenem Erleben die wahren Ursachen entdecken
Unsere von Medien oder Konzernen gekauften Gutachter und Wissenschaftler, warum sollten wir denen trauen? Denn Vorsicht, Metapher: Für Bayern arbeiten und nicht Mia san mia gröhlen, das geht nicht.
Aber den kleinen Bürgern, dem armen kranken Mitmenschen, den ausgelieferten Konsumenten auf die Finger klopfen, das hat mit Moral und Ethik nichts mehr zu tun, das ist diktatorisches (faschistisches?) Verhalten und strotzt vor Unmenschlichkeit.
Ich habe niemals Plastiktüten oder Plastikflaschen bestellt, ich bin noch glücklich und zufrieden mit der Milchkanne durch die Welt geschritten, und als ich plötzlich die amorphe Plastikmilchtüte der 70er Jahre in der Hand hielt, war ich not amused, denn man konnte ohne zu kleckern daraus keine Milch entnehmen.
Alles ist fremdbestimmt geschehen, kein Ergebnis demokratischer Entscheidungsprozesse, und jetzt soll ich verantwortlich sein? Never, ever. Mülltrennung sollen die betreiben, die daran das Geld verdient haben. Das ist faire Mitverantwortlichkeit. Doch davor bewahrt die Industrie Phantom 2, das uns einredet, wir alle seien gleichermaßen schuld an den Zuständen und wir müssten unser Verhalten dringend ändern.
Und Achtung: Ich fahre einen SUV, um mein Leben bei einem Crash zu schützen (hat er schon einmal getan). Wenn es ihn nicht gäbe, hätte ich keine Überlebenschance gehabt. Als in den 50erJahren sozialisierter Mensch finde ich unsere Autos übrigens potthässlich, man möge mir diese Abweichung von der Norm verzeihen: Ein Königreich für einen V8er BMW, Flügelbenz oder Opel Diplomat. Wow, das waren Schiffe, keine Autos. Jetzt soll ich mich triebunterdrücken für einen falschen Mainstreamkonsens, der scheitern wird.
Und diese aufgeblasene, unerzogene Generation spinnt sich mit ihrem Handywahn in ein Strahlennetzwerk ein, aus dem sie ohne Karzinome nicht wieder herauskommen wird. Wir haben früher Sit-Ins veranstaltet, weil das Imperium Agent Orange auf den Regenwald und Menschen schüttete. Heute wird der LKW-Fahrer oder der Sanitäter persönlich angegriffen.
Unsere Klimapolitik ist unmenschlich und antisozial, sie nutzt den Konzernen, hilft bei der zeitweisen Abschwächung der Überproduktionskrisen und hat deshalb leider keine Zukunft. Jeder weiß, dass wir mit der angeblichen Modernisierung der Gesellschaft neuen Raubbau an der Natur betreiben: Stichwort Lithium, seltene Erden usw., manchmal sogar mehr die Umwelt schädigen als ohne Maßnahmen, wie das Beispiel Windenergie mit Umwelt zerstörenden Industrieanlagen in intakten Landschaften uns allen tagtäglich vor Augen führt.
Und auf diese Weise wird aus der Sorge um die Umwelt, genauer gesagt, aus der willkürlich aus der Zivilisation gebauten Welt, eine stetig wachsende Ruine. Das Ahrtal gab es natürlich schon sehr, sehr lange. Und ein Rinnsal schafft auch auf keinen Fall ein tief eingeschnittenes Tal. Also war da auch schon vorher etwas Gewaltigeres, das manchmal dazu führte, dass das Tal mit Wasser volllief.
Aber unsere Städteplaner, Architekten und Touristikwelten genehmigen mal eben einen Biergarten am Gestade der Ahr und Häuser, an denen man bei mediterranem Flair die Füße im Wasser baumeln lassen kann. Geht’s noch?
All den Zweiflern und Kritikern dieser harten Aussagen empfehle ich einen Blick in die Dynamik unserer erdgeschichtlichen Entwicklung. Vor 100 Mio. Jahren war hier in Europa Karibik: 5000 Inseln, Regenwaldklima und wilde Tiere. In diesem Zeitraum wurde durch geotektonische Prozesse mehrmals Gibraltar geschlossen, was zu 4000 Meter tiefen Salztälern (Tyrrhenisches Meer) mit 60 Grad Hitze führte und bei Öffnung zu Sintfluten. Ja, dieser Planet ist in Bewegung und lebt. Erdbeben zeigen dies drastisch. Ausschließlich also das CO2 verantwortlich zu machen, ist naiv und Vulgärwissenschaft. CO2 nur als schädlich hinzustellen ist genauso einseitig wie seine Schädlichkeit zu leugnen, denn es ist auch Nahrung für die Pflanzenwelt. Hier erwartet uns Phantom 3, das uns glauben machen will, dass unsere Handlungen durch wissenschaftliche Erkenntnis geleitet sind.
Dasselbe Phänomen lässt sich auch in der Medizin beobachten. Es wird so getan, als gäbe es nur die Erkenntnis der heute publizierten Studien und nicht die Erkenntnis der Medizin aus den vergangenen 10.000 Jahren. Bereits unsere steinzeitlichen Vorfahren haben ja Schädel Operationen durchgeführt, wie uns die Archäologen heute erzählen können.
Die scheinbaren Lösungen des Problems
Ein erfolgreicher Kampf durch Emissionsreduktion ist national und europäisch lächerlich, denn Europa emittiert nur 9% der weltweiten Emissionen. Die Klimapolitik hierzulande sorgt für die Verlagerung der Produktion in andere Länder, die bei den Emissionen großzügiger sind. Andere Wissenschaftler machen die zunehmende Sonnentätigkeit für die Veränderungen verantwortlich. Wieder andere betrachten sie als normale Schwankungen entstehender Warm- und Eiszeiten. Wobei der Anteil des Menschen an der Geschwindigkeit der Veränderungen sicher nicht zu leugnen ist. Also klar und eindeutig ist da gar nichts, außer in den psychotischen Köpfen unserer Glaubenskrieger.
Und: Die letzte Generation ist ein Unternehmen, die Kleber sind angestellt. Wer einen Job hat, kann nicht morgens auf der Straße sitzen, der wird gefeuert. Revolutionär mit Rentenansprüchen. Che Guevara würde es nicht glauben. *
Evident ist allerdings die Tatsache, dass wir hier auf diesem Planeten eigentlich zu viele Menschen sind und deshalb Raubbau unvermeidbar ist. Ob die Ursachen der Bevölkerungsexplosion nun die verbesserte medizinische Betreuung, eine übertriebene hormonell gesteuerte Sexualität oder ein Mechanismus zur Überwindung der Armut sind, irgendetwas treibt zur Multiplikation. Die Ursache Überbevölkerung, die ja bereits der Club of Rome in den 60er Jahren als Hauptproblem benannt hat und gegen die wir bis heute kein Mittel haben, das wir unter ethisch einwandfreien Bedingungen einsetzen könnten, wird von der letzten und vorletzten Generation nicht benannt, stattdessen fixiert man sich manisch auf die 1,5 Grad.
Wie dem auch sei: Die Profitgier einiger Weniger schafft uns eine Barbiewelt, in der uns vorgegaukelt wird, dass die Mächtigen uns alle beschützen und reich und glücklich machen werden, und uns Tod und Teufel oder das Böse schlechthin (im Moment ist es wieder einmal der böse Russe) vom Hals schaffen. Pustekuchen, jede Generation wird herausgefordert, das Überleben zu erkämpfen, wenn nicht, wird die Generation degenerieren. Wir brauchen dabei keine Mutti- und Pappinarrative. Dafür steht Phantom 4, welches uns weismachen möchte, dass wir eigentlich alle glücklich sind.
Die künstliche Erzeugung des Individuums, die zerstörte Zwischenmenschlichkeit fordert dazu heraus, allein, ohnmächtig gegen eine Welt zu kämpfen, die das Ich nicht bewältigen kann, ohne Angststörungen zu bekommen. Das führt zu Sinnentleerung bzw. –verlust. Dieses Loch scheint man nur durch Pseudoidentitäten stopfen zu können, denn wir sind gesellschaftliche Wesen und brauchen gesellschaftliche Identitäten. Das alles führt zu psychischen und psychophysischen Erkrankungen. Da man den Feind nicht sieht, geht man zum Arzt. Das kann das Gesundheitssystem nicht stemmen. Hinzu kommen auch in diesem Bereich der Gesellschaft – der Medizin – Konzerne, die Überproduktionskrisen haben, unter mörderischer Konkurrenz stehen und deshalb überteuerte Medizin und Geräte verkaufen, Normwerte erfinden oder neu definieren und Krankheiten erzeugen. Da crashed das System, denn der Beitragszahler kann das nicht ausgleichen, ohne zu verarmen. Ein wahrlicher circulus vitiosus.
Jetzt soll rationalisiert werden durch unseren Gesundheitsminister, was auf Kosten flächendeckender Gesundheitsversorgung geht, vor allem der Geringverdiener. Wenn das keine Analogie ist. 5 Jahre lang 80 Mio. Dosen eines Vakzins zu bestellen, das nach eigenen Studien nur zu 40% hilft (aktuelle Aussage unseres Ministers). Ob geimpft oder ungeimpft: Die Sterblichkeitsrate blieb gleich.
Nun noch zum letzten Argument gegen eine Schuld oder Verantwortlichkeit. Es gab ja niemals diese ominöse Runde (aufgepasst Verschwörungstheoretiker!), die da zusammensaß und beschloss, wir machen jetzt in Warengesellschaft oder Kapitalismus, bereichern uns an allen Menschen, beuten sie aus bis in den Tod, vergiften die Welt bis zur Unbewohnbarkeit. Nein, alle Dinge sind natürlich entstanden, weil der Mensch gar nicht gestalten kann, er kann leider nur formen und gutgemeinte Narrative ersinnen. Ändern oder gar gestalten kann er nicht. Aber das Handeln im Individuum und in der Gesellschaft bis zur Globalität ist systemisch aufgebaut mit einer ungeheuren Kohärenz und Festigkeit. Je nach Bedarf erzeugt es Krisen, Katastrophen und erzeugt Protagonisten, die diesen Job erfüllen. Kriege führen, Faschisten erzeugen und Gott sei Dank auch Friedenskämpfer.
Und so dürfen wir hiermit Phantom 5 benennen: Es flüstert uns beständig ein, wir seien die Beherrscher des Planeten und damit allmächtig.