Einige wichtige Hinweise, welche Gruppen von Medikamenten sich auf die weibliche und männliche Libido auswirken
Viele Patienten bekommen Medikamente verschrieben, die sie nicht einnehmen. Ein Viertel aller Rezepte wird sogar nicht einmal eingelöst. Dr. Henry Rosevear, Urologe, fragt seine Patienten, warum sie ihre Medikamente nicht einnehmen und bekommt dann oft die Antwort, dass die Einnahme die eigene Libido negativ beeinflusst, also wahre Sexkiller sind. Dies stellt ein großes Problem für viele Patienten dar, was sichrt jeder von euch nachvollziehen kann.
Oft aber ist nicht bekannt, welche Medikamente Einfluss auf das Sexleben nehmen und es sogar zum Erliegen bringen können. Deshalb wollen wir Euch in diesem Artikel einen Überblick vermitteln.
Dr. Rosevear nennt in einem für das Medizinportal Medscape geschriebenen Artikel sechs Medikamentengruppen, die die Libido negativ beeinflussen. Zwei weitere wurden seiner Liste von Dr. Maria Gabriela Baumgarten Kuster Uyeda in einem weiteren Artikel hinzugefügt.
Gruppe 1 (Frauen und Männer): Blutdrucksenker
Männer können eine Erektion nur dann bekommen und aufrechterhalten, wenn dem Penis genügend Blut zugeführt wird. Die Blutdrucksenker aber, insbesondere die Betablocker, sollen genau dies verhindern. Auch bei Frauen kann ein verminderter Blutdruck eine negative Wirkung auf ihre Sexualität haben.
Gruppe 2 (Männer): Alphablocker zur Verhinderung der Vergrößerung der Prostata
Die Blocker der ersten Generation (Terazosin und Prazosin,…) senken ebenfalls den Blutdruck und haben die gleiche Wirkung auf den Penis (auch als erektile Dysfunktion bezeichnet) wie die Betablocker.
Die Blocker der 2. Generation (Tamsulosin oder Silodosin, …) verhindern die Ejakulation nach außen. Das Sperma wird stattdessen manchmal in die Blase geleitet. Das ist für manche Männer sehr komisch, weil für sie zum Orgasmus auch die Ejakulation gehört.
Gruppe 3 (Frauen und Männer): Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI) gegen Depressionen
Serotonin wird ja als Glückshormon bezeichnet und ein zu wenig kann das Gemüt negativ beeinflussen. Die Medizin hat insbesondere bei Depressionen, aber auch bei Zwangsstörungen, Panikattacken sowie anderen Angststörungen sogenannte Antidepressiva entwickelt. Eine Medikamentengruppe sind die Wiederaufnahmehemmer für Serotonin (Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin, Citalopram und Escitalopram). Sie verursachen eine Verhinderung des Orgasmus (bei beiden Geschlechtern) und auch die Ejakulation.
Gruppe 4 (Männer und Frauen): Weitere Antidepressiva
Neben den SSRI gibt es drei weitere Medikamentengruppen gegen Depressionen, die sich ebenfalls auf die Libido auswirken. Libidoeinbrüche aber können den Kreislauf der depressiven Verstimmungen zusätzlich befeuern.
- trizyklische Antidepressiva (Amitriptylin, Doxepin, Imipramin, Nortriptylin)
- Monoaminoxidase(MAO)-Hemmer (Phenelzin, Tranylcypromin)
- antipsychotische Wirkstoffe (Thioridazin, Thiothixen, Haloperidol)
Bei Libidoverlust kann bei beiden Geschlechtern evtl. in Absprache mit dem behandelnden Arzt die Verwendung von 5-Phospho-Di-Esterase (PDE)-Inhibitoren (Sildenenafil und andere) bei verzögertem Orgasmus und ohne Kontraindikationen statt der anderen Medikamente erwogen werden.
Gruppe 5 (Männer): Krebsmedikamente bei Prostatakrebs
Alle heute eingesetzten Medikamente senken den Testosteron Spiegel sehr stark und vermindern dadurch die Libido. Auf gut deutsch heißt das wohl, dass man nicht mehr geil werden kann. Allerdings ist es sicher für jeden Krebspatienten schwierig, nach der Diagnose noch Sex zu haben, denn die psychische Belastung ist in vielen Fällen extrem hoch.
Gruppe 6 (Männer): Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE5-Hemmer)
PDE5-Hemmer (Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und Avanafil) wurden ursprünglich gegen Angina Pectoris und Bluthochdruck entwickelt. Sie können die Blutgefäße erweitern (sog. Vasodilatatoren). Im Laufe der Zeit wurde erkannt, dass sie in der Lage sind, Erektionen herbeizuführen. Häh? Das ist doch das genaue Gegenteil, sie verhelfen sogar zur Erektion.
Ja, aber sie haben auch Nebenwirkungen, die man beachten sollte, nämlich Kopfschmerzen, eine verstopfte Nase, Gesichtsrötung und Sodbrennen und können so zu Unlust führen. Aber man kann etwas dagegen tun: Vor der Einnahme dieser Wirkstoffe nichts essen, Alkohol meiden, ausreichend trinken, die Nebenwirkungen mit rezeptfreien Medikamenten wie Paracetamol oder Ibuprofen zu bekämpfen kann helfen.
Gruppe 7 (Männer und Frauen): Antipsychotika oder Neuroleptika (Dopaminhemmer)
Diese Medikamente werden insbesondere zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt. Die Hemmung von Dopamin beeinflusst die sexuelle Funktion negativ und kann auch zur Austrocknung der Vagina führen. Es wird vorgeschlagen, auf Antipsychotika der neueren Generation (atypische Neuroleptika) umzusteigen (Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Zotepin, Benzamid-Derivate: Sulpirid, Amisulprid, Risperidon (aktiver Metabolit Paliperidon), Ziprasidon, Aripiprazol). Aber Achtung: Auch diese bringen erhebliche Nebenwirkungen mit sich.
Gruppe 8 (Frauen): Verhütungsmittel
Die Anti-Baby-Pillen reduzieren den Testosteron Spiegel der Frau. Und Östrogen kann den SHGB-Spiegel (Sexualhormon-bindendes Globulin) erhöhen, was zu einem niedrigeren Level an freiem Testosteron im Blut führt. Ein zu niedriger Testosteron Spiegel kann, nicht muss wiederum zur Libido Verringerung führen.
Grundsätzlich wollen wir hinzufügen, dass Libido auch sehr viel mit dem Kopf zu tun hat. In jedem Fall solltet Ihr überprüfen, ob Euer Problem eher auf der psychischen Ebene angesiedelt ist (was oft der Fall ist). Dann ist die Ursache dort zu suchen und nicht in einem falschen Medikament. Falls ihr dennoch überzeugt seid, dass eure Medikamente wahre Sexkiller für euer Liebeleben sind, sucht euch professionelle Hilfe.
Wichtiger Hinweis
Auf keinen Fall ohne vorherige Rücksprache mit Eurem behandelnden Arzt die Medikamentierung ändern!