Komplimente stärken die Bindung innerhalb der Partnerschaft

Komplimente in der Partnerschaft
4
(5)

Ein liebes Wort von einem geliebten Menschen tut gut und festigt die Beziehung. Dass Komplimente die Bindung innerhalb der Partnerschaft stärken, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Neueste Untersuchungen haben jedoch etwas Erstaunliches festgestellt. Demnach sind Komplimente und liebe Worte keineswegs eine Einbahnstraße. Anscheinend reagieren Empfänger und Sender gleichermaßen positiv. Das wollten wir genauer wissen und haben recherchiert.

Was lösen Komplimente und Lob bei uns im Gehirn aus?

Komplimente in der Partnerschaft

Wenn wir von unserem Partner wertschätzende Worte hören oder auch lesen (hier reicht schon die einfache Kommunikation über Messenger aus) passiert etwas mit uns. Es werden ganz besondere Areale und Schaltkreise aktiviert. Dabei handelt es sich konkret um die Bereiche, die für Empathie und Belohnung zuständig sind. Hier werden vor allem die beiden Hormone Oxytocin und Dopamin ausgeschüttet, die im Volksmund vereinfacht Bindungs- und Glückshormon genannt werden. Die vermehrte Ausschüttung dieser beiden Hormone bedingt durch Komplimente und Lob stärken also langfristig die Bindung innerhalb einer Partnerschaft.

Welche neuen Erkenntnisse gewinnen aktuelle Untersuchungen?

Am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) hat ein Team um Prof. Dr. Beate Ditzen, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie, sowie Studienleiterin Dr. Monika Eckstein insgesamt 43 heterosexuelle Paare untersucht. Die einzelnen Beziehungen liefen dabei seit mindestens 6 Monaten und sämtliche Teilnehmer waren deutsche Muttersprachler, um die eindeutige Wirkung gesprochener und geschriebener Worte sicherzustellen.

Erkenntnis #1: Lokalisierung der aktivierten Gehirnareale

Im Zuge der Studie wurden die Hirnfunktionen der Teilnehmer mittels einer Magnetresonanztomographie (MRT) aufgezeichnet. Währenddessen tauschten die Paare untereinander Komplimente, Lob oder auch einfach nur liebe Worte aus – sowohl in digitaler Form als auch verbal. Bemerkenswert war, dass dabei dieselben Gehirnareale reagierten, wie beispielsweise, wenn wir unsere Lieblingsmusik hören oder unser Leibgericht genießen. Die Belohnungsschaltkreise laufen dabei also auf Hochtouren.

Erkenntnis #2: Beide Partner reagieren gleichermaßen

In den letzten Jahren befeassten sich fast sämtliche Studien ausschließlich mit der Frage, wie Komplimente auf den Empfänger wirken. Das Forscherteam aus Heidelberg hat nun erstmals im größeren Stil aufgezeigt, dass bei demjenigen, der das Kompliment formuliert dieselben Gehirnregionen aktiv sind wie bei dem Empfänger auch. Das heißt vereinfacht: Unserem Partner etwas Schönes zu sagen, stimuliert unser eigenes Belohnungszentrum im Gehirn.

Erkenntnis #3: Die Belohnungs-Reaktion beginnt schon beim Formulieren

Laut MRT-Aufzeichnungen der Studienteilnehmer findet die Stimulation des Belohnungszentrums nicht erst mit dem Aussprechen der Worte oder dem Absenden einer Nachricht statt. Vielmehr sind die betreffenden Hirnareale gerade dann besonders aktiv, wenn es um die konkrete Formulierung der Komplimente geht und um die freudige Erwartung, sie zu übermitteln.

Erkenntnis #4: Wir können auch uns selbst schmeicheln

Wenn das alleinige Formulieren und Aussprechen von Komplimenten bereits positive Hormone ausschüttet, wer sagt dann, dass wir nicht auch uns selbst schmeicheln können? Mit genau dieser Fragestellung hat sich die Studie aus Heidelberg ebenfalls auseinandergesetzt. Das Ergebnis der Untersuchungen: Für uns selbst warme Worte zu finden, stimuliert genau dieselben Gehirnareale, wie wenn wir diese Worte an andere richten. Natürlich gilt dabei der altbekannte Spruch: „Eigenlob stinkt“. Es soll nicht darum gehen, sich selbst täglich auf die Schulter zu klopfen und künstlich zu loben. Vielmehr geht es um das verbale Streicheln der eigenen Seele. Denn wer sich als Mensch annimmt und sich in seiner eigenen Haut wohl fühlt, der kann ganz anders mit den Herausforderungen des Alltags und auch mit seinen Mitmenschen umgehen.

Ein Appell für mehr Herzlichkeit

Ein Kompliment oder ein liebes Wort hier und da kostet dich selbst nicht viel. Gleichzeitig kann es einem anderen Menschen so viel geben. Wir sollten die oben aufgeführten Studienergebnisse nutzen und geliebten Menschen viel öfter sagen, dass wir sie und das, was sie tun, schätzen und anerkennen. Damit können wir nicht nur die Bindung innerhalb unserer Partnerschaft stärken, sondern gleichzeitig uns selbst auch etwas Gutes tun.

Zwar beziehen sich die gelieferten Zahlen aus Heidelberg explizit auf Liebespaare, allerdings spricht viel dafür, dass sie sich in ähnlicher Form auch auf andere Menschen übertragen lassen, die uns emotional nahestehen. Wir sollten alle einmal in uns gehen und uns fragen, wann wir Freunden und Familie zuletzt gesagt haben, wie sehr wir sie schätzen und wie gerne wir sie um uns haben.

 

Die Original-Publikation der Studie findet ihr unter:
Neural responses to instructed positive couple interaction

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Kommentar verfassen