Hörgeräte – Wie schädlich ist ihre elektromagnetische Strahlung?

Hörgeräte und ihre Strahlung
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In den letzten Jahren gab es zunehmend groß angelegte Studien, welche möglichen Auswirkungen elektromagnetische Strahlung auf den Körper hat. Untersucht wurden hierbei allerdings fast ausnahmslos Bluetooth-Geräte, Telefone, Handys oder Router. Zum ersten Mal standen nun auch Hörgeräte auf dem Prüfstand. Immer mehr Menschen nutzen sie. Doch wurde noch nie die Wirkung ihrer elektromagnetischen Strahlung auf den menschlichen Körper untersucht. Hierbei kam Erstaunliches zutage.

Wie funktionieren moderne Hörgeräte eigentlich?

Moderne Hörgeräte

Derzeit gibt es bei Hörgeräten zwei gängige Typen auf dem Markt. Das eine sind sogenannte Hinter-dem-Ohr-Geräte (Hdo) und das andere In-dem-Ohr-Geräte (IdO). Beide arbeiten nach demselben Prinzip. Hochleistungsfähige Mikro-Chips verarbeiten das Signal sensibler Mikrofone und passen es entsprechend der Wünsche und Bedürfnisse ihres Trägers an. Menschliche Stimmen können verstärkt, Nebengeräusche gemindert oder auch gefiltert werden. Bei luxuriösen Varianten kann sogar ein Equalizer zum Fine-Tuning der Klangqualität eingestellt werden.

Einige Geräte sind mittlerweile so smart geworden, dass sie sogar die Richtung des eingehenden Signals erkennen und sich diesem anpassen. Das funktioniert aber nur, indem beide Geräte auf beiden Ohren permanent Daten austauschen und sich so aufeinander abstimmen. Und hier liegt auch der Grund für die eingangs erwähnte Studie. Was macht diese permanente elektromagnetische Strahlung eigentlich mit unserem Körper, speziell auf zellbiologischer Ebene?

Das Problem mit den herkömmlichen Messverfahren

Wie jedes elektrische Gerät werden auch Hörgeräte vor und nach ihrer Markteinführung regelmäßig getestet. Die meisten Hersteller arbeiten mit einer Frequenz zwischen 2,40 GHz und 2,48 GHz. Dementsprechend wurde das Abstrahlverhalten zwischen den beiden Geräten gemessen. Hierbei zeigte sich, dass die Funkwellen nahezu ungehindert durch menschliche Zellkulturen hindurch gehen. Die gemessenen Werte liegen weit unter den Grenzwerten für Mobiltelefone und wurden daher als unbedenklich eingestuft.

Aber: Die meisten Mobiltelefone verwendet man nicht im Dauerbetrieb direkt am Ohr. Außerdem stellten Forscher erhebliche Oberflächen- und Gewebefeldstärken fest, die Grund zur Besorgnis gaben. Darum wurden weitere, spezifischere Tests in Auftrag gegeben.

Der neue Versuchsaufbau

Ein Versuch im Labor

In einem speziellen Verfahren wurden eigens für diesen Test sogenannte Bindegewebsfibroblasten kultiviert. Diese sorgen innerhalb des Körpers für die Festigkeit der extrazellulären Matrix und sind gleichzeitig wichtig für die Wundheilung. In abgeschlossenen Kulturschalen wurden diese Fibroblasten nun über 12 und 24 Stunden hinweg (einem realistischen Zeitraum für das Tragen von Hörgeräten) den elektromagnetischen Abstrahlungen von unterschiedlichen Hörgeräten ausgesetzt. Anschließend verbrachte man sie in einen Inkubator, um körpereigene Arbeitsprozesse zu simulieren. Hiernach untersuchten Labormitarbeiter die Aktivität der mitochondrialen Enzyme der Kulturen. Hierdurch lässt sich die schlussendliche Zellaktivität bestimmen.

Die Ergebnisse der Zelluntersuchung

Bei sämtlichen untersuchten Zellkulturen hatte die Exposition mit der elektromagnetischen Strahlung signifikante Auswirkung auf die Zellaktivität. Je nach Strahlenbelastung war diese um bis zu 15% verringert. Nur durch den alltagsnah nachempfundenen Gebrauch von Hörgeräten. Eine Erkenntnis, die auch die Studienleitung überraschte.

Fazit

Immer wieder klagen Menschen, die langfristig Hörgeräte tragen, über negative Begleiterscheinungen. „Kopfdrücken“ gehört dabei genauso dazu wie ein „schummriges Gefühl“. Viele können das Gefühl auch gar nicht genau in Worte fassen. Am Ehesten lassen sich ihre Empfindungen als „allgemeines Unwohlsein“ beschreiben. Dieses ungute Gefühl könnte mit der eben beschriebenen verminderten Zellaktivität einhergehen.

Für eine allgemeingültige Aussage ist die Studienlage bisher noch längst nicht ausreichend. Hierfür wären weitere, umfangreichere Untersuchungen notwendig. Allerdings stünde es den Herstellern von Hörgeräten gut an, ihre Testkriterien künftig anzupassen und auch Kriterien wie die Aktivität der Zellen deutlicher im Blick zu haben.

Besonders feinfühligen Menschen empfehlen wir im Zweifelsfall, sich gezielt nach Modellen zu erkundigen, die ohne eine integrierte Wireless-Funktion arbeiten. Davon gibt es nämlich durchaus welche auf dem Markt.

 

Interessante Zusammenfassungen weiterer Studien findet ihr bei uns unter dem Schlagwort Medizinische Studien.

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