Bereits im 12. Jahrhundert erkannte die Heilige und Universalgelehrte Hildegard von Bingen die heilsame Wirkung von Bitterstoffen als Teil des täglichen Speiseplans und der Alltagsmedizin. Bis heute bilden ihre überlieferten Schriften den Grundstein für die sogenannte Kloster- und Heilmedizin. Wir gehen diesem alten Wissen auf den Grund und erklären euch, wie Bitterstoffe äußerlich Knochen und Gelenke stärken und innerlich unseren Verdauungstrakt regulieren können.
Bitterstoffe in der täglichen Ernährung
Zahlreiche Pflanzen enthalten von Natur aus eine große Menge von Bitterstoffen. Rucola, Löwenzahn, Grapefruit – doch leider sind viele davon aus unserem modernen Speiseplan verschwunden oder haben durch gezielte Züchtung ihre wertvollen Inhaltsstoffe zugunsten des Geschmacks verloren. Manche gehen sogar so weit zu behaupten, durch diese Zucht-Eingriffe sei unser Geschmacksgefüge in den letzten Jahren und Jahrzehnten völlig aus der Bahn geraten.
Fakt ist jedenfalls, dass viele den positiven Effekt von Bitterstoffen auf unsere Verdauung nicht (mehr) kennen. Sie regen zum Beispiel Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse dazu an, vermehrt nahrungsspaltende Enzyme auszuschütten. Dadurch können Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette schneller und vor allem gründlicher verwertet werden. Auch bei Blähungen und Verstopfung können Bitterstoffe helfen. Und nicht zuletzt wirken sie nachweislich entgiftend auf unseren gesamten Körper. Ihre entsäuernde Wirkung kann Sodbrennen lindern und gleichzeitig wirken sie antibakteriell, kreislaufstabilisierend und blutreinigend. Nicht umsonst betrachten Naturheilkundler sie als Universalheilmittel und Booster für die Immunabwehr.
Bitterstoffe für gesunde Knochen und Gelenke
Zusammen mit den Muskeln bilden Knochen und Gelenke das Grundgerüst für unseren gesamten Bewegungsapparat. Liegt hier etwas im Argen, kann das ganze System darunter leiden. Damit sie langfristig funktionieren, brauchen die Knochen Spurenelemente und Mineralstoffe wie beispielsweise Calcium und Magnesium. Beides nehmen wir zwar über unsere Nahrung auf, aber nur durch eine ausreichende Magensaftkonzentration ist unser Körper in der Lage, sie zu extrahieren und nutzbar zu machen.
Neben der Nahrungsaufnahme beschäftigte sich Hildegard von Bingen ausführlich mit der äußerlichen Anwendung von Kräutern und Pflanzen. Die Kloster- und Heilmedizin kennt zahlreiche Rezepturen für Cremes und Salben zur Behandlung von Beschwerden von Knochen und Gelenken.
Die wirkungsvollsten Bitterkräuter der Kloster- und Heilmedizin
Egal, ob in Form von Lebensmitteln, Tropfen und Konzentraten, Tees oder Cremes und Salben – Bitterstoffe entfalten ihre natürlichen Heilkräfte in vielerlei Form. Wir haben die wirkungsvollsten Vertreter für euch zusammengestellt.
Beinwell
Schon im Mittelalter wurde Beinwell erfolgreich bei der Heilung von Knochenbrüchen eingesetzt. Durch die moderne Medizin wissen wir heutzutage auch, wodurch dieses Gewächs seine heilende Wirkung entfaltet. Cholin, Allantoin und mehrere Flavonoide wirken abschwellend und entzündungshemmend und können unter anderem Rücken- und Gelenkschmerzen spürbar lindern. Außerdem fördern sie die Zellregeneration.
Am häufigsten wird Beinwell in Form von Breiumschlägen, Kompressen oder Salben angewandt. Noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein galt Beinwellsalbe als beste Wundheilsalbe auf dem Markt.
Wichtig: Beinwell ist nicht zur innerlichen Anwendung geeignet! Die enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide können akut Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch auslösen. Bei einer andauernden Zufuhr sind sogar irreversible Leberschäden zu befürchten. Außerdem wird Pyrrolizidinalkaloiden eine krebserregende Wirkung nachgesagt.
Arnika
Wer sich schon einmal mit Homöopathie beschäftigt hat, wird Arnika als Heilpflanze bereits kennen. Für alle anderen gibt’s hier den Schnellüberblick:
Die gelben Blüten des Arnikakrauts enthalten neben den bereits bekannten Flavonoiden auch ätherische Öle und Cumarinverbindungen, was im Zusammenspiel entzündungshemmend, blutdrucksenkend und wundheilend wirkt. In der Homöopathie kommt Arnika vermehrt bei Gewebsschäden, Muskelbeschwerden, Verstauchungen, Prellungen oder rheumatischen Beschwerden zum Einsatz.
Häufig wird Arnika in Salben und Cremes mit Beinwell kombiniert, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen. In Reinform ist es hauptsächlich als Tinktur, Gel oder Öl erhältlich.
Rosskastanie
Äußerlich angewendet stärkt die Rosskastanie die Gefäße und fördert deren Durchblutung. In Form von Cremes und Salben treten ihre heilsamen Effekte zutage. Die enthaltenen Gerbstoffe, Saponine, Flavonoide und Cumarin prädestinieren sie als Heilmittel für Venen- und Gelenkbeschwerden. Der natürliche Pflanzenstoff Aescin ist ein probates Mittel gegen schwere Beine und Krampfadern und beugt außerdem Ödemen vor.
Brennnessel
Auch wenn sie selbst auf der Haut brennt, wirkt die Brennnessel als Heilpflanze tatsächlich entzündungshemmend und schmerzstillend. Dafür sorgen die enthaltenen Phenolsäuren. Kein Wunder also, dass man die Brennnessel vermehrt bei der Behandlung von Arthritis, Arthrose und Rheuma findet.
Als Tee aufgebrüht regt die Brennnessel die Nierentätigkeit an und wirkt so entwässernd und entschlackend. Darüber hinaus ist der Aufguss gut für die Knochen, da das gelöste Silizium die Einlagerung von Kalzium beschleunigt.
Wegen ihrer pflanzlichen Inhaltsstoffe wie Chlorophyll, Kiesel- und Gerbsäure, Enzyme sowie Vitamin A und C ist die Brennnessel in der Naturkosmetik besonders im Bereich Anti-Aging beliebt.
Entgiften mit Bitterstoffen
Bitterkräuter spielen eine zentrale Rolle bei der Entgiftung, Entschlackung und Ausleitung von Giftstoffen. Die Nieren, Darm, Leber – sämtliche Ausscheidungsorgane von toxischen Stoffen können über die Einnahme von Bitterkräutern angeregt werden. So werden schlechte Nährstoffe ausgeleitet und gute besser aufgenommen werden. Manche Sorten regen sogar die Fettverbrennung an.
Besonders verbreitet zum Entgiften sind spezielle Teemischungen oder warme Leberwickel mit den entsprechenden Heilkräutern. Diese findet man mittlerweile in fast jeder Apotheke oder im Reformhaus.
Unser Fazit zur Kloster- und Heilmedizin
Die Kloster- und Heilmedizin hat uns Menschen viel zu bieten. Und das aufgrund von bereits jahrhundertealtem Wissen. Wir haben nur viel zu oft verlernt, dieses Wissen auch zu nutzen. Es muss nicht immer die neueste Tablette oder Spritze vom Facharzt sein. Denn die Natur steckt voller guter und wertvoller Kostbarkeiten – und Bitterstoffe sind nur einer davon.
Wenn ihr mehr über alternative medizinische Ansätze und Verfahren lernen wollt, empfehlen wir euch unser Schlagwort Alternativmedizin.