Gefährliche Kombinationen von Medikamenten – Teil 5

Gefährliche Kombinationen von Medikamenten Teil 5
5
(1)

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hat eine Liste mit 6 Kombinationen von Medikamenten herausgegeben, die sie als hochgradig gefährlich einstuft. Wie es leider immer noch viel zu häufig der Fall ist, ist diese besagte Aufzählung von Arzneimittel-Wechselwirkungen in einem für den Laien kaum verständlichen Fachduktus verfasst, der sich nur Ärzten und medizinischem Fachpersonal erschließt. Da diese Informationen unserer Meinung aber jedem Patienten sprachbarrierefrei zur Verfügung stehen sollten, möchten wir in einer kleiner Serie aus 6 Artikeln jede dieser Kombinationen von Medikamenten kurz und verständlich erläutern.

Kombination #5: Rifampicin und NOAK bzw. DOAK

Stoff 1:

Rifampicin ist ein Antibiotikum mit sehr guter Wirkung gegen viele Bakterien. Insbesondere wird es bei Tuberkulose eingesetzt.

Stoff 2:

NOAK ist die Abkürzung für Neue Orale Antikoagulatien und DOAK für Direkte Orale Antikoagulation. Das sind gerinnungshemmende und antithrombotische Wirkstoffe.

„Der gerinnungshemmende Effekt beruht auf der direkten Hemmung der Blutgerinnungsfaktoren. Sie stellen die Nachfolger der Heparine und Vitamin-K-Antagonisten zur Vorbeugung und Behandlung thromboembolischer Erkrankungen dar.“ Gelbe Liste

Bei den NOAK bzw. DOAK können keine Effektparameter gemessen werden, deshalb ist die gleichzeitige Gabe kontraindiziert. Zu beachten ist auch, dass die Wirkung von Rifampicin noch bis zu 14 Tage nach der letzten Einnahme anhält. Effektparameter bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man bei vielen anderen Medikamenten bestimmen kann, wie schnell sie verstoffwechselt werden, allerdings nicht bei den NOAK bzw. DOAK.

Wechselwirkungen – Was kann passieren?

Rifampicin ist zudem ein potenter Induktor (= erhöht also deren Aktivität) für CYP-Isoenzyme*, UDPGlucuronosyltransferasen** und für aktive Transmembrantransporter wie p-Glycoproteine***. Infolgedessen lässt die gleichzeitige Gabe mit vielen anderen Substanzen deren Plasmaspiegel sinken, weil diese dann schneller metabolisiert und ausgeschieden werden. Hierzu zählen Antikoagulantien, Immunsuppressiva, Psychopharmaka, hormonelle Kontrazeptiva und antiretrovirale Medikamente.
(DGIM)

* Cytochrom-Isoenzympe sind einer der zentalen Bestandteile der Verstoffwechselung des menschlichen Organismus. Dies gilt besonders für körperfremde Stoffe wie sie häufig in Medikamenten vorkommen.

** UDP-Glucuronosyltransferase oder UDP-Glukuronyltransferase (UDP-GT) ist der Name für Enzyme, die wichtig sind beim Abbau schädlicher Stoffe im Körper.

*** P-Glykoprotein ist ein Membranprotein, das aktiv Fremdstoffe aus der Zelle in den Extrazellulärraum pumpt. Die Arzneimittelinteraktionen können zu einer verstärkten Wirkung bzw. erhöhten Toxizität oder zu einer verminderten Wirkung eines Arzneistoffes führen.

Ein Hinweis in eigener Sache:

Unser Blog A Beautiful Health versteht sich lediglich und ausschließlich als Weiterbildungs-Plattform für interessierte Leser rund um medizinische Themen. Unsere Artikel sind keine Anleitung zur Selbsttherapie und können keinesfalls ein Ersatz für ärztliche Beratung oder Behandlung sein.

Solltet ihr also Bedenken bei einer Kombination von Medikamenten haben, dann wendet euch direkt an euren Hausarzt und besprecht euren Medikationsplan mit ihm.

Wenn ihr die Ausführungen der DGIM im Original studieren wollt, findet ihr sie unter:
https://www.klug-entscheiden.com/empfehlungen/no-gos-bei-medikamentenkombis

Sämtliche Artikel dieser Reihe findet ihr künftig unter dem Schlagwort: Gefährliche Kombinationen von Medikamenten

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Kommentar verfassen