Gefährliche Kombinationen von Medikamenten – Teil 1

Gefährliche Kombinationen von Medikamenten Teil 1
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Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hat eine Liste mit 6 Kombinationen von Medikamenten herausgegeben, die sie als hochgradig gefährlich einstuft. Wie es leider immer noch viel zu häufig der Fall ist, ist diese besagte Aufzählung von Arzneimittel-Wechselwirkungen in einem für den Laien kaum verständlichen Fachduktus verfasst, der sich nur Ärzten und medizinischem Fachpersonal erschließt. Da diese Informationen unserer Meinung aber jedem Patienten sprachbarrierefrei zur Verfügung stehen sollten, möchten wir in einer kleiner Serie aus 6 Artikeln jede dieser Kombinationen von Medikamenten kurz und verständlich erläutern.

Kombination #1: Citalopram/Escitalopram und Makroliden

Stoff 1:
Citalopram/Escitalopram sind sogenannte reine selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Eingesetzt werden sie bei Depressionen und Angststörungen. Der Wirkstoff ist bei beiden derselbe.

Serotonin (das sogenannte „Glückshormon“) ist ein Gewebshormon und Neurotransmitter, also ein Botenstoff. Weitere Namen von Serotonin sind 5-Hydroxytryptamin oder 5-HT. Das Hormon übernimmt im Körper unterschiedliche Aufgaben – beispielsweise ist es am Schlaf-Wach-Rhythmus und am Appetit beteiligt.

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI = Selective Serotonin Reuptake Inhibitor / Selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer), sind eine Klasse von Antidepressiva. Gemeinsam ist diesen Substanzen, dass sie Serotonintransporter blockieren und dadurch die Konzentration von Serotonin in der Gewebsflüssigkeit des Gehirns erhöhen. (Wikipedia zu Serotonin-Wiederaufnahmehemmern)

Stoff 2:
Makrolide, ganz besonders die sogenannten Makrolidantibiotika. (Wikipedia zu Makroliden)

Makrolidantibiotika sind eine relativ neue Klasse von Antibiotika aus der Stoffklasse der Makrolide. Sie wirken bakteriostatisch durch Hemmung der Proteinbiosynthese von Bakterien; lediglich neuere Ketoderivate, von denen bisher (Stand 2006) nur Telithromycin zugelassen ist, wirken bakterizid. Der älteste Vertreter der Makrolidantibiotika ist Erythromycin, 1954 wurde Oleandomycin aus Kulturfiltraten von Streptomyces antibioticus isoliert. Modernere Substanzen sind Clarithromycin, Azithromycin oder Roxithromycin. Tylosin ist derzeit nur für den veterinärmedizinischen Gebrauch zugelassen.

Sie eignen sich gegen fast alle bakteriellen Infektionen im Atemtrakt (aber, abgesehen von Clarithromycin, nicht gegen Tuberkulose). Sie sind außerdem Mittel der Wahl gegen zwei Geschlechtserkrankungen, die auch oft gemeinsam auftreten: Gonorrhoe und Chlamydieninfektionen. Weiterhin werden sie gegen Hautinfektionen durch Staphylokokken eingesetzt.

Wechselwirkungen – Was kann passieren?

„Insbesondere ältere Patienten sind gefährdet, da die Toleranz gegenüber Citalopram/Escitalopram im Alter herabgesetzt ist. Risikofaktoren wie Bradykardie*, Long-
QT-Syndrom** oder Elektrolytstörungen*** erhöhen die Gefahr schwerer ventrikulärer Arrhythmien durch QT-Verlängerung. Im Kontext von Multimorbidität**** besteht daneben ein erhöhtes Risiko einer Ko-Verordnung von QTc-Intervallverlängernden Arzneimitteln, zum Beispiel beim leichtfertigen Einsatz von Makrolid-Antibiotika im Rahmen der Therapie einer Atemwegsinfektion oder einer Eradikation von Helicobacter pylori.“
(DGIM)

* Eine Bradykardie (brady=langsam) ist eine herzrhythmusstörung mit verlangsamtem Herzschlag. Die Herzfrequenz fällt unter 60 Schläge pro Minute ab. Mitunter kann der Herzschlag sogar ganz aussetzen. Abgesehen von hochtrainierten Leistungssportlern haben wir einen so langsamen Herzschlag lediglich wenn wir schlafen.

** Beim Long-QT-Syndrom ist die elektrische Reizleitung im Herz gestört. Das Herz ist dann anfällig für Extraschläge, im schlimmsten Fall droht der plötzliche Herztod.

*** Elektrolytstörungen können grundsätzlich alle in den verschiedenen Körperflüssigkeiten gelösten Ionen betreffen, am häufigsten Kalium, Natrium, Calcium und Phosphat. Da der Haushalt der einzelnen Elektrolyte miteinander verbunden ist, treten häufig kombinierte Störungen (hier: Reizleitungsstörungen (RLS) des Herzens Herzrhythmusstörungen) auf.

**** Multimorbidität: Gleichzeitiges Bestehen mehrerer Krankheiten. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einer chronischen Erkrankung zu leiden, wie etwa Diabetes, Hypertonie, Arteriosklerose, Arthrose, Herzinsuffizienz oder Osteoporose. Treten mehrere Erkrankungen gleichzeitig auf, spricht man von Multimorbidität.

Die ventrikuläre Arrhythmie ist eine Herzrhythmusstörung, die in den Herzkammern (Ventrikeln) entsteht. Eine ventrikuläre Arrhythmie kann lebensbedrohlich sein, da sie in das gefährliche Kammerflimmern übergehen und zum plötzlichen Herztod führen kann.

 

Ein Hinweis in eigener Sache:

Unser Blog A Beautiful Health versteht sich lediglich und ausschließlich als Weiterbildungs-Plattform für interessierte Leser rund um medizinische Themen. Unsere Artikel sind keine Anleitung zur Selbsttherapie und können keinesfalls ein Ersatz für ärztliche Beratung oder Behandlung sein.

Solltet ihr also Bedenken bei einer Kombination von Medikamenten haben, dann wendet euch direkt an euren Hausarzt und besprecht euren Medikationsplan mit ihm.

Wenn ihr die Ausführungen der DGIM im Original studieren wollt, findet ihr sie unter:
https://www.klug-entscheiden.com/empfehlungen/no-gos-bei-medikamentenkombis

Sämtliche Artikel dieser Reihe findet ihr künftig unter dem Schlagwort: Gefährliche Kombinationen von Medikamenten

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