Jedes Jahr sterben in den Ländern südlich der Sahara über 260.000 Kinder unter 5 Jahren an den Folgen einer Malaria-Infektion. Mit dem ersten Malaria-Impfstoff für Kinder seit nunmehr 30 Jahren spricht die WHO von einem „historischen Moment“. Wir haben die aktuellen Zahlen zu diesem Pilotprojekt für euch recherchiert.
Die Ausgangslage
Der lang erwartete Malaria-Impfstoff für Kinder ist ein Durchbruch für die Wissenschaft, die Gesundheit von Kindern und die Malariabekämpfung.
So sieht es der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. Tatsächlich ließ die Entwicklung eines gezielt für Kinder gut verträglichen Malaria-Impfstoffs gut 30 Jahre auf sich warten. Doch bereits seit 2019 wird der Wirkstoff mit dem technischen Namen RTS.S/AS01 in einem noch laufenden Pilotprojekt Kindern verabreicht.
Dieser neuartige von dem britischen Pharma-Unternehmen GlaxoSmithKline in Partnerschaft mit einem Netzwerk afrikanischer Forschungszentren entwickelte Impfstoff wirkt gegen Plasmodium falciparum, den weltweit tödlichsten und zugleich am häufigsten vorkommenden Malariaparasiten. Finanziell unterstützt wurde die Entwicklung zwischen 2001 und 2015 von der Bill & Melinda Gates Foundation.
Das Pilotprojekt
Seit 2019 wurde in mehreren Kinderkliniken in Ghana, Kenia und Malawi mehr als 800.000 Kindern das neue Vakzin verabreicht. Zugelassen ist der Impfstoff für Kleinkinder ab dem 5. Lebensmonat in jeweils vier Einzeldosen. Die Finanzierung dieser Mammutaufgabe übernimmt dabei die Impf-Allianz Gavi, der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) sowie die Internationale Fazilität zum Kauf von Medikamenten (UNITAID). Vorrangig geimpft wurde in Regionen mit mäßiger bis hoher Übertragungsrate. Die Impf-Kampagne dauert bis zum jetzigen Zeitpunkt an und soll in den nächsten Jahren noch erweitert werden.
Erkenntnisse aus zwei Jahren Langzeitstudie
Folgende Punkte konnten die Ärzte vor Ort aufgrund ihrer praktischen Erfahrungen nun klar bestätigen:
- Die Einführung des Impfstoffs lässt sich vor Ort ohne größere Hindernisse umsetzen.
Sogar in Zeiten der COVID-19-Pandemie konnte die Verabreichung reibungslos in bestehende Routine-Impfungen integriert werden. Einer Ausweitung des Projekt-Rahmens steht von organisatorischer Seite her also nichts im Weg. - Das Vakzin RTS.S/AS01 erhöht die Chancengleichheit bei der Malariaprävention.
Der Impfstoff zeigt sogar bei Kindern, die nicht unter einem speziell behandelten Moskitonetz schlafen können, große Erfolge. Gleichzeitig wurde aber auch bewiesen, dass den besten Schutz eine Kombination aus Moskitonetz und Grundimmunisierung darstellt. - Der Malaria-Impfstoff ist sicher und gut verträglich.
Bei insgesamt mehr als 2,3 Millionen verabreichten Dosen kam es kaum zu ernsthafteren Nebenwirkungen. Die Verträglichkeit ist auf dem gleichen Niveau wie andere etablierte Kinder-Impfungen. - Die Eltern bleiben realistisch und aufmerksam.
Auch wenn die Impfung guten Schutz für ihre Kinder verspricht, halten sich die Eltern weiterhin an die notwendigen Gesundheitsregeln. Sie verwenden weiterhin Insektizid-imprägnierte Moskitonetze, nehmen andere Kinderimpfungen in Anspruch und zeigen sich bei fieberhaften Erkrankungen nach wie vor überaus umsichtig. - Die hohe Wirksamkeit der Impfung zeigt sich bereits jetzt.
In nur zwei Jahren hat sich die Zahl der durch schwere Malaria verschuldeten Todesfälle bei Kindern um ganze 30% verringert. Sogar in Regionen mit guter medizinischer Versorgung zeigen sich noch entsprechende Verbesserungen. Das spricht für die Effektivität der Immunabwehr unabhängig von äußeren Umständen. - Die Impfung ist kosteneffizient.
Rechnet man die Kosten für die Immunisierung in den Gebieten mit mäßiger bis hoher Malariaübertragung gegen die Einsparungen im Ansteckungsfall auf, gewinnt eindeutig die Impfung.
Wie soll es in Zukunft weitergehen?
Der WHO-Regionaldirektor für Afrika, Dr. Matshidiso Moeti, kündigte an, der nächste Schritt sei es, die globale Gesundheitsgemeinschaft über die Finanzierung einer flächendeckenden Einführung des Impfstoffs abstimmen zu lassen. Auch sei es an den jeweiligen Ländern, zu prüfen, ob und wie sie die Impfung in ihre bestehenden Malaria-Strategien übernehmen wollen.
Das Malaria Vaccine Implementation Programme (MVIP) wird seine bisherigen Ergebnisse über Durchführbarkeit, Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs weiter vervollständigen und überprüfen. Langfristig erhofft man sich noch klarere Aussagen bezüglich der Sterblichkeit von Kindern.
Die GlaxoSmithKline hat bereits angekündigt, im weiteren Verlauf der Impf-Kampagne bis zu 10 Millionen weitere Dosen RTS.S/AS01 spenden zu wollen. So scheint der Grundstein für den erfolgreichen Kampf gegen das Kindersterben durch Malaria in Afrika endlich gelegt.
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