Haben Hunde eine gesundheitsfördernde Wirkung auf ihre Halter?

Hunde als bester Freund des Menschen
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Hunde gelten bereits seit Jahrtausenden als der beste und treueste Freund des Menschen. Für viele sind die Tiere aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Da liegt es natürlich nahe, sich zu fragen, ob unsere Begleiter auf vier Pfoten auch eine nachweisbare positive Wirkung auf unsere Gesundheit (körperlich wie seelisch) haben können. Wir sagen ganz entschieden: Ja. Im Folgenden gehen wir ins Detail und erklären euch die einzelnen Zusammenhänge genauer.

Die Geschichte der Hunde als Begleiter des Menschen

Wenn man die Wirkung von Hunden auf den Menschen verstehen will, muss man sich mit unserer gemeinsamen Geschichte auseinandersetzen.

Hunde in der GeschichtHunde waren die ersten Tiere, die vom Menschen domestiziert wurden. Dieser Prozess war bereits vor mindestens 15.000 Jahren abgeschlossen. Seit diesem Zeitpunkt ging die Verbreitung domestizierter Rassen Hand in Hand mit der Wanderung und Ansiedlung des Menschen. Schon vor 11.000 Jahren lassen sich demnach unterschiedliche Abstammungslinien klar unterscheiden, aus denen im Laufe der Zeit wiederum Hybride entstanden.

Überraschenderweise finden sich im Genom moderner Hunderassen kaum noch Spuren des Wolfs. Diesen erstaunlichen Sachverhalt hat mit größter Wahrscheinlichkeit der Mensch bewusst herbeigeführt, indem er wilde und aggressive Wolfsmischlinge gezielt von der Zucht ausschloss. So waren es vermehrt die treuen und eher sanftmütigen Exemplare, welche ihr Genmaterial weitergeben konnten. Ein guter Hund sollte zwar weiterhin kräftig und nützlich, aber natürlich auch kontrollierbar sein.

Die ersten Bauern, welche während der sogenannten neolithischen Expansion vom östlichen Mittelmeerraum nach Europa und Afrika wanderten, brachten bereits ihre Hunde dorthin mit. Dort vermischten diese sich mit den Hunden der dort bereits ansässigen Jäger- und Sammlerkulturen. Eine neue Population von Hunden entstand, welche ortsansässige Populationen immer mehr verdrängte und ersetzte. Vor etwa 5.000 Jahren war dieser Prozess weitestgehend abgeschlossen und es lassen sich kaum noch nennenswerte genetische Veränderungen nachweisen.

Mit dem Einsetzen der Bronzezeit und der Einwanderung östlicher Steppenvölker gingen beim Menschen zwar große kulturelle Veränderungen einher, die sich auch in deren Genen widerspiegelten, die Hunderassen dieser Zeit blieben davon aber weitestgehend unberührt. Die vollends entwickelten Hunderassen dieser Zeit wechselten dynamisch zwischen den einzelnen menschlichen Gruppen hin und her, ohne sich dadurch signifikant zu verändern.

Der Hund wurde demzufolge nur ein einziges Mal vom Menschen domestiziert – und blieb seither dauerhaft an seiner Seite. Über Landes- und Kontinentalgrenzen hinweg.

Der Hund als vollwertiger Partner des Menschen?

Partnerschaft Mensch und HundMenschen, die in einer festen und vor allem glücklichen Partnerschaft leben, sind in der Regel gesünder, weniger anfällig für Krankheiten und haben eine höhere Lebenserwartung. Das ist mittlerweile ein allgemein anerkannter und auch bereits bewiesener Fakt. Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass es dabei vollkommen egal ist, ob der Partner zwei oder vier Beine hat. Das fand eine Studie aus Dänemark heraus¹. Dr. Ivalu Sørensen von der Universität Süddänemark in Kopenhagen hat zusammen mit seinem Team die Daten von fast 46.000 im Jahre 2015 verstorbenen Dänen analysiert. Die Ergebnisse stellten sie den Werten von rund 275.000 Probanden gegenüber und verglichen diese miteinander – etwa 8% davon waren Hundebesitzer.

Das Ergebnis: Hundebesitzer und Menschen, die sich regelmäßig um einen Hund kümmern, haben im Krankheitsfall eine bessere Überlebenschance. Außerdem bewies die Analyse, dass die innige Verbundenheit zu einem Hund vergleichbar ist mit der einer Partnerschaft oder anderen engen sozialen Beziehungen. Der Hund kann rein emotional also durchaus ein vollwertiger Partner für den Menschen sein.

Hunde sind gut für Herz und Kreislauf

Hunde sind waschechte Medizin auf vier Pfoten. Sie halten ihre Besitzer nicht nur in Bewegung, sie wirken in stressigen und emotional belastenden Lebenslagen auch beruhigend und ausgleichend. Eine aktuelle Untersuchung der Harvard Medical School, basierend auf den Daten von 3,8 Millionen Menschen aus insgesamt 10 einzelnen Studien, hat jetzt einige interessante Zusammenhänge zutage gefördert².

  • Im Vergleich zu Menschen ohne Hund haben Hundebesitzer ein um 24% reduziertes allgemeines Sterblichkeitsrisiko. (Anmerkung der Redaktion: Wichtige Faktoren wie Fitness und Lebensstil wurden nicht berücksichtigt. Das verfälscht das Ergebnis also ein wenig.)
  • Herzinfarktpatienten, die nach einem Krankenhausaufenthalt in einem Singlehaushalt leben, dafür aber einen Hund halten, haben gegenüber Nicht-Tierhaltern ein um 33% reduziertes Sterblichkeitsrisiko.
  • Alleinlebende Schlaganfallpatienten mit Hund leben länger als Leidensgenossen ohne Hund.

Das liegt vor allem daran, dass Hundebesitzer sich zwangsläufig mehr und regelmäßiger bewegen als Mitmenschen ohne tierische Mitbewohner. Allein die täglichen Gassi-Runden fallen dabei deutlich ins Gewicht.

Aber auch die Empfindlichkeit auf Stress nimmt signifikant ab. Der alltägliche Umgang mit einem Hund, ganz besonders aber das Streicheln und Kraulen führt zur Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin und zu einer Reduktion des Stresshormons Cortisol. Und diese Wirkung ist sogar von langfristiger Dauer. Der dauerhaft niedrige Oxytocin-Spiegel sorgt in Stresssituationen für mehr Gelassenheit. Das heißt Blutdruck und Puls schnellen weniger stark in die Höhe als das bei einem allgemein hohen Hormonspiegel der Fall wäre. Das schont die Herzkranzgefäße und sorgt für ein allgemein besseres Wohlbefinden.

Hundebesitzer sind weniger einsam und besser vernetzt 

„Wir wissen, dass soziale Isolation ein großer Risikofaktor für schlechte Gesundheit und einen frühzeitigen Tod ist. Hundebesitzer leben kaum in sozialer Isolation und interagieren viel mit anderen Menschen. Hundehaltung steigert die psychische Gesundheit und Rehabilitation.“
Prof. Dr. Tove Fall, Universität Uppsala

„Hunde sind eine Art soziale Katalysatoren. Menschen kommen durch Hunde ins Gespräch mit anderen Menschen und Hunde, die in einer Beziehung gehalten werden, wirken verbindend. Sie können eine Beziehung bereichern. Ohne Hund, Füttern und Gassigehen fehlt ein Plan für den Tag, der Antrieb schwindet und das schlägt langfristig aufs Gemüt. Hunde stärken das Selbstwertgefühl ihres Menschen, da sie ihn nicht nach klassischen Attributen wie Aussehen, Geld und sozialen Status bewerten. Hunde lieben ihre Besitzer so, wie sie sind.“
Dr. Silke Wechsung, Universität Bonn

Unser Fazit

Auch wenn die reinen Zahlen der oben genannten Studien durch nicht unerhebliche Begleitfaktoren relativiert werden müssen, zeigt sich auf wissenschaftlicher Ebene doch ein positiver gesundheitlicher und emotionaler Effekt eines Hundes auf seinen Halter. Darum die Aufforderung an alle von euch, die selbst eine Fellnase zu Hause haben: Gebt eurem tierischen Partner ruhig öfter mal bewusst etwas zurück. Eine zusätzliche Krauleinheit am Abend oder eine ausgedehnte Spielerunde auf dem Rasen stärken nicht nur die Bindung zu eurem Tier, sie halten auch euch beide gesund.

Zitierte Publikationen:
¹ Sørensen, Ivalu: Is dog ownership associated with mortality? A nationalwide registry study, Eur J Public Health 2018; 28 (6), S. 1169-1171.

² Kramer C.K.: Dog Ownership and Survival. A Systematic Review and Meta-Analysis, Circ Cardiovasc Qual Outcomes 2019;12 (10), e005554.

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